Donald Trumps Kampf gegen die NFL

Trumps Rache

36 Jahre lang versuchte Donald Trump erfolglos, einen NFL-Verein zu kaufen. Nun ist er Präsident und arbeitet daran, die Liga zu zerstören.

Hurensöhne seien sie, die auf der Stelle gefeuert werden müssten, sagte US-Präsident Donald Trump vor einigen Wochen über die NFL-Spieler, die knieend während der vor jedem American-Football-Spiel erklingenden Nationalhymne gegen Rassismus protestierten. Damit begann er eine Diskussion, deren Ende immer noch nicht absehbar ist, obwohl die Richtlinien der National Football League es nicht verbieten, während der Hymne – warum auch immer – zu knien.

Wahrscheinlich geht es Trump nicht nur darum, die Proteste zu verbieten. Sein eigentliches Ziel dürfte es sein, die NFL zu diskreditieren. Dafür spricht, dass er jede Verschlechterung der Zuschauerquoten auf Twitter frenetisch bejubelt und Tweets weiterverbreitet, die zum Boykott der Liga aufrufen. Und dass er immer wieder in Aussicht stellt, die Steuervorteile für die Vereine abzuschaffen.
Trump, das hat sich nicht erst während seiner Präsidentschaft gezeigt, vergisst erlittene Niederlagen und Verletzungen nicht. Deswegen sind sich Beobachter einig, dass hinter seinen Attacken auf die NFL auch das Bedürfnis nach Rache steht.

Im Jahr 1981 hatte Trump zum ersten Mal versucht, ein NFL-Team zu kaufen. 50 Millionen Dollar hatte er über ein Konsortium für die Baltimore Colts geboten, das Angebot wurde allerdings abgelehnt. Deren damaliger Besitzer, Robert Irsay, spielte damals tatsächlich mit dem Gedanken, den Verein zu verkaufen oder in eine andere Stadt zu verlegen. Nachdem Irsay mitgeteilt hatte, das Angebot abgelehnt zu haben und das Team lieber behalten zu wollen, sagte Trump der Presseagentur UPI, dass er weder ein Angebot abgegeben noch einer Gruppe angehört habe, die die Colts kaufen wollte. Er habe zwar mit Irsay gesprochen, aber worüber, wolle er nicht sagen.
In der Agenturmeldung vom 14. Juli 1981 steht allerdings auch, dass Trump gelogen hat, denn der Sohn eines Konsortiummitglieds hatte ausdrücklich bestätigt, dass er in die Verhandlungen involviert gewesen sei.

1983 wurde Trump dann doch Besitzer eines Footballteams, als er für sechs Millionen Dollar die New Jersey Generals kaufte, die zur gerade gegründeten U.S. Football League (USFL) gehörten. Diese Liga war ein Konkurrenzunternehmen zur NFL. »Ich hätte natürlich ein NFL-Team kaufen können, wenn ich gewollt hätte«, prahlte er damals, »aber ich möchte lieber etwas Neues kreieren.« Und weil Trump schon damals Trump war, fuhr er fort: »Der arme Kerl, der die Dallas Cowboys kaufen wird, tut mir jetzt schon leid. Das wird eine No win-Situation für ihn, denn wenn er gewinnt, tja, dann ist das nichts Besonderes, denn sie haben über die Jahre immer wieder gewonnen. Aber wenn er verliert, dann wird er in der ganzen Welt als Loser bekannt werden.«

Trump, so wurde rasch klar, setzte alles daran, dass sein Team ein Erfolg wird – und die NFL damit in Schwierigkeiten bringt. Er kaufte zwei Jahre hintereinander die Gewinner der Heisman-Trophy, der Auszeichnung für den besten College-Spieler der jeweiligen Saison. Und er versuchte, gegen die Gehaltsgrenze der Liga verstoßend, etablierte Stars mit hohen Gagen von den Vereinen der NFL wegzulocken. Dezent ging der Geschäftsmann dabei allerdings nicht vor, immer wieder ließ er die US-Presse wissen, mit wem er gerade verhandele und um welche Details es dabei gehe, was zu Irritationen bei einigen der Profis führte. Joe Ribbie, ehemaliger Besitzer der Miami Dolphins, bezeichnete Trumps Vorgehen später auf CNN als »mehr an Riesenwirbel interessiert als daran, seinen Verein durch professionelles Management von Grund auf neu aufzubauen«.

Ein Jahr, nachdem Trump die New Jersey Generals gekauft hatte, machte er deutlich, dass sein eigentliches Interesse der NFL galt. Im März 1984 lud er Pete Rozelle, den damaligen Commissioner der NFL, sowie Leslie Schupak, damals Manager der PR- und Marketingfirma der USFL, zu einem Treffen in ein New Yorker Hotel. Es war als Gespräch über die Beziehungen zwischen den beiden Ligen angekündigt, doch blieb Trumps tatsächliche Absicht den Gästen nicht lange verborgen. Im Gespräch mit CNN erinnerte sich Schupak im vorigen Jahr: »Noch bevor Pete (Rozelle) die üblichen Floskelsätze zu Ende sagen konnte, begann Donald schon damit, wie großartig er selbst für die NFL sein würde.« In seinem »typischen Stil« habe Trump lang und breit erklärt, wie wundervoll er sei, ohne Rozelle zu Wort kommen zu lassen.

Der NFL-Leiter ließ Trump kalt abblitzen: »Mr. Trump, solange ich oder meine Erben mit der National Football League zu tun haben, werden Sie niemals Besitzer eines Vereins dieser Liga werden.«
Dass Trump bereits damals eher auf Rache als auf langfristiges Clubwachstum sann, zeigte sich im Jahr 1986. Die USFL war zu diesem Zeitpunkt bei den Zuschauern sehr beliebt, weil ihre Spiele im Frühjahr stattfanden, also genau dann, wenn NFL und College-Football pausierten. Trump brachte seine USFL-Kollegen jedoch dazu, die erfolgreichere NFL direkt anzugehen. Dazu änderten sie die Spielpläne der Liga so, dass die einzelnen Termine direkt mit denen der NFL kollidierten. Anschließend verklagten die USFL-Teambesitzer die NFL. Diese habe schwer gegen das Antitrust-Gesetz verstoßen und daher ihrer Liga immensen finanziellen Schaden verursacht, behaupteten sie, ganz so, wie Trump es geplant hatte. Hintergrund war, dass die Fernsehsender lieber die Spiele der NFL als die nunmehr gleichzeitig stattfindenden der kleineren Liga übertrugen. Zudem konnten die USFL-Vereine die Stadien vertraglich nur dann nutzen, wenn NFL und Colleges spielfrei hatten.

»Mr. Trump, solange ich oder meine Erben mit
der National Football League zu tun haben,
werden Sie niemals Besitzer eines Vereins dieser Liga werden.« Pete Rozelle, NFL-Leiter, im Jahr 1984

Einen Monopolprozess werde man mit Leichtigkeit gewinnen, hatte Trump den anderen Besitzern versprochen, und die NFL werde zu Schadenersatz in Höhe von Hunderten Millionen Dollar, wenn nicht gar Milliarden, verurteilt. Und weil sie diese Summe ganz sicher nicht aufbringen könne, werde der NFL nichts anderes übrig bleiben, als ihre Liga der USFL anzubieten.
Es kam anders.

Im Prozess wurde Trump selbst zur Zielscheibe der gegnerischen Anwälte. Eine Frau, die damals in der Jury saß, erinnerte sich Jahre später in einem Interview mit der Washington Post an ihre Eindrücke. »Ich fand ihn extrem arrogant«, sagte sie, »und es war ganz offensichtlich, dass er Spielchen trieb.« Im Grunde sei es Trump nur darum gegangen, endlich einen NFL-Verein zu besitzen, »und die USFL war für ihn die Möglichkeit, billig an einen zu kommen«.

Aber immerhin, die Klage war erfolgreich. Die NFL wurde tatsächlich verurteilt, gegen das Antitrust-Gesetz verstoßen zu haben. Blöd nur, dass das Gericht ebenfalls feststellte, dass die finanzielle Schieflage der USFL andere Gründe hatte – und dass die von Trump prognostizierte riesige Schadenersatzsumme nicht ganz erreicht wurde. Die NFL, so das Urteil, müsse drei Dollar an die Konkurrenzliga zahlen, das aber auch nur, weil der angenommene finanzielle Schaden in Antitrust-Prozessen automatisch verdreifacht wird – eigentlich hatte er nur einen Dollar betragen.

Die USFL nahm den Spielbetrieb im Jahr 1986 nicht mehr auf, viele Beteiligte wechselten zurück zur NFL. Trump verlor dabei 22 Millionen Dollar. Jerry Jones, der 1989 die Dallas Cowboys kaufte, wurde nicht zum weltweit ausgelachten Loser. 140 Millionen Dollar hatte er für den Verein bezahlt. Die Cowboys sind mittlerweile etwa fünf Milliarden Dollar wert und gelten als profitabelster Sportverein der Welt.
Trump versuchte noch häufiger, einen NFL-Club zu kaufen, zuletzt scheiterte er 2014 beim Versuch, die Buffalo Bills zu erwerben. Wäre es ihm gelungenen, wäre Hillary Clinton wahrscheinlich US-Präsidentin geworden. 2016 sagte Trump Associated Press, dass er auf keinen Fall Präsidentschaftskandidat geworden wäre, wenn sein Gebot für die Buffalo Bills angenommen worden wäre. Aber die Kandidatur habe einen entscheidenden Vorteil: »Sie ist aufregender – und viel billiger.«