AfD-nahe Burschenschafter wollen einen eigenen Akademikerverband gründen

Alternative mit Schmiss

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Dem Freiburger Dossier zufolge soll es Birghan mit Unterstützung aus der Berliner Burschenschaft Gothia, die Mitglied in der Deutschen Burschenschaft ist, gelungen sein, die Initiative neu zu starten. Im April fand das erste Treffen mit 28 Personen im Jakob-Kaiser-Haus des Bundestags in Berlin statt – nach ihrem Wahlerfolg im Bund weiß die AfD die ihr nun verfügbare Infrastruktur zu nutzen. Sowohl auf der Gesamtliste der Korporierten in der AfD als auch unter den Teilnehmern des ersten Treffens fänden sich Funktionäre, Mandatsträger und Mitarbeiter der AfD, so der Sprecher der Autonomen Antifa Freiburg. Die Nutzung der Räume soll nach Informa­tionen der Freiburger Gruppe der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré ermöglicht haben.

Bei dem Treffen legte die Initiative sogenannte Regionalbeauftragte für alle Bundesländer fest: Jeweils eine Person ist für mehrere Bundesländer zuständig, soll als Ansprechpartner dienen und Interessenten selbst ansprechen. Für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen ist beispielsweise Torben Braga verantwortlich. Er ist Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania, die ebenfalls der Deutschen Burschenschaft angeschlossen ist, und gehörte auch zum Organisationskreis der Gründungstreffen.

Braga, mittlerweile Assistent des thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Höcke, kommt aus dem extrem rechten Netzwerk, das sich für das sogenannte Blutsprinzip bei den Burschenschaften stark machte. 2011 diskutierte die Deutsche Burschenschaft über eine Neuregelung ihrer Aufnahmekriterien. Das Ziel war es, es nicht mehr von der deutschen Staatsbürgerschaft, sondern der deutschen Herkunft abhängig zu machen, ob jemand Mitglied werden kann. Von den etwa 120 Bünden aus Deutschland und Österreich blieben danach in dem Dachverband noch etwa 70 übrig, die anderen traten aus.

Mit der Debatte habe sich der Verband eindeutig positioniert, sagt König-Preuss, die auch Mitglied des Innenausschusses des thüringischen Landtags ist. Sie lernte den Namen Braga 2015 kennen. Zu der Zeit wollte die AfD Braga, den damaligen Sprecher der Deutschen Burschenschaft, als Praktikanten in den Innenausschuss schicken – in das Gremium, das sich auch mit der Entwicklung des Rechtsext­remismus in dem Bundesland beschäftigt.

Die kurzfristige Absage des Gründungstreffens im Thüringer Landtag dürfte der öffentlichen Aufmerksamkeit geschuldet gewesen sein. Einen Tag vor dem geplanten Treffen hatte nicht nur die Autonome Antifa Freiburg ihr Dossier veröffentlicht, auch die Taz berichtete über die Gründung. Noch am selben Tag sagte Birghan die Veranstaltung ab. In einer E-Mail hieß es, man habe sich aufgrund der »Veröffentlichungen im Antifa-Milieu« und in der Taz entschlossen, das Treffen »schweren Herzens« abzusagen.

Ein neuer Versuch dürfte allerdings folgen. Hieß es doch in den Burschenschaftlichen Blättern, dass mit dem Erfolg der AfD die »vielen Jahre«, in ­denen Burschenschafter »politisch marginalisiert« gewesen seien, langsam überwunden seien. Dieser Trend dürfte sie motivieren.