Der SPD-Oberbürgermeister von Marburg ist bei Islamisten ein gern gesehener Gast

Sozialdemokratische Islamismusförderung

Die Islamische Gemeinde Marburg pflegt Verbindungen in das Milieu des legalistischen Islamismus. Trotzdem folgt der Oberbürgermeister der hessischen Universitätsstadt immer wieder den Einladungen der Gemeinde und ihres Umfeldes.

Für den kommenden Sonntag plant der »Förderverein für das Marburger Kultur- und Bildungszentrum mit Moschee e. V.« die Eröffnungsfeier seines Kunstprojekts »5 Säulen«. Die Säulen stehen der Ankündigung zufolge für die rituellen Pflichten im Islam: »das Aufsagen des Glaubensbekenntnisses, die fünf Gebete, das Almosengeben, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka«. Nach Angaben der Organisatoren »stellen die Säulen sowohl eine Öffnung der Moschee zur Stadt hin dar als auch eine durchlässige Tür, durch die Besucher der Stadt zur Moschee gelangen können«. Grußworte sollen bei der Veranstaltung der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD), der Islamwissenschaftler Albrecht Fuess und der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Marburg, Bilal El-Zayat, sprechen.

Das »Bündnis gegen Antisemitismus Marburg« protestiert gegen den Auftritt des sozialdemokratischen Stadtoberhaupts bei der Veranstaltung. In einem Flugblatt kritisiert die Initiative, dass die Teilnahme des Oberbürgermeisters der Islamischen Gemeinde Marburg (IGM) eine Legitimität verleihe, die sie dem Bündnis zufolge nicht haben sollte. So stuft der hessische Verfassungsschutz die IGM als der islamistischen Muslimbruderschaft nahestehend ein. Seit Jahren wird Marburg im Verfassungsschutzbericht des Landes als ein Zentrum islamistischer Aktivitäten in Deutschland genannt.

Das liegt unter anderem an dem Vorsitzenden der IGM. So war El-Zayat von 2003 bis 2005 Vorsitzender der Muslimischen Jugend Deutschlands. »Wegen personeller Überschneidung erscheint die Muslimische Jugend als Jugendorganisation der Islamischen Gemeinschaft Deutschland (IGD)«, sagte die hessische Islamismusexpertin Sigrid Herrmann-Marschall der Jungle World.
2011 reiste El-Zayat gemeinsam mit einer größeren Gruppe zum Vordenker der internationalen Muslimbruderschaft, Yusuf al-Qaradawi. Fotos von dem Besuch finden sich noch immer in sozialen Medien. Der in Katar lebende Prediger steht seit Juni 2017 auf der Terrorliste der Regierungen Saudi-Arabiens, Ägyptens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrains und gilt als einer der weltweit einflussreichsten Islamisten. Er nannte Adolf Hitler »eine gerechte Strafe Allahs für die Juden«. Beim nächsten Mal werde, »so Gott will«, diese Strafe »durch die Hand der Gläubigen erfolgen«.

Dass El-Zayat bei al-Qaradawi eine Audienz erhielt, deutet auf eine wichtige Rolle des Marburgers in der islamistischen Bewegung hin. Auf einem Foto aus dem Jahr 2013 formt El-Zayat seine Hand zum »Rabia-Zeichen«, dem internationalen Erkennungszeichen der Muslimbruderschaft.

Ebenfalls mitgereist war der Imam des »Teiba-Kulturzentrums zur Förderung der Bildung und Verständigung« (TKZ) in Berlin, Ferid Heider. Dem Berliner Verfassungsschutzbericht zufolge zählt das Kulturzentrum zu den Vereinen, die eine enge Verbindung zur IGD aufweisen. Trotzdem kann die Gemeinde ihre Freitagspredigten in einer Turnhalle in Spandau abhalten. Vergangenes Jahr nahm El-Zayat an dem Event »Islamleben« teil. Organisiert wird diese Veranstaltung seit 2011 von der IGD.

Trotz dieser offensichtlichen Verbindungen in das Milieu des legalistischen Islamismus lässt Spies es sich nicht nehmen, den regelmäßigen Einladungen der Gemeinde zu folgen. Vor zwei Jahren, anlässlich des 30jährigen Bestehens der Moschee, entgegnete er seinen Kritikern: »In dieser Stadt werden Menschen nicht an Spekulationen, Verdächtigungen und Verschwörungstheorien, sondern an ihren Worten und Taten gemessen.«

Die Islamismusexpertin Herrmann-Marschall hält es für problematisch, dass Honoratioren der Marburger Stadtgesellschaft die Veranstaltung durch ihre Mitwirkung adeln. »Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Islamwissenschaftler Fuess vermitteln damit, dass alles in Ordnung sei und der Verfassungsschutz mit seiner Einschätzung falsch liege. Sie helfen damit aktiv, die Marburger Stadtgesellschaft zu täuschen.«

Die »unheimliche Melange aus identitären Linken, lokaler Politik, Universität und politischem Islamismus« werde anhand des einladenden Fördervereins für das Marburger Kultur- und Bildungszentrum besonders deutlich, schreibt das Bündnis gegen Antisemitismus. Neben dem Universitätsprofessor Fuess seien unter anderem auch Spies’ Vorgänger im Amt des Marburger Oberbürgermeisters, Egon Vaupel (SPD), und die nach Selbstauskunft »christliche Kommunistin« Goharik Gareyan-Petrosyan in diesem Verein organisiert. Und wie selbstverständlich habe im Marburger Rathaus nicht nur die Gründung des Vereins stattgefunden, er firmiere auch unter dessen Adresse.