Tausende Migranten aus Mittelamerika machten sich in einer »Karawane« auf den Weg in die USA. Trump will sie nicht reinlassen

Flucht vor der Gewalt

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In den vergangenen Jahren taten sich immer wieder Menschen aus Mittelamerika zusammen, um sich auf dem Weg durch Mexiko in die USA gegen­seitig Schutz zu bieten. Denn die mexikanische Polizei und Drogenkartelle nutzen die Schutzlosigkeit von Migranten für Überfälle und Massenentführungen. Doch der Großteil der Migration gen Norden erfolgt klandestin: selbst­organisiert oder mit professionellen Fluchthelfern. Im ersten Halbjahr 2018 wurden fast 37 000 Honduraner und Honduranerinnen aus den USA und Mexiko in ihr Herkunftsland abgeschoben. Zwei Drittel dieser Abschiebungen hat der mexikanische Staat ausgeführt, der sich zu einer Art vorgelagerten Grenze der USA entwickelt hat. Reisende ohne Papiere nutzen Güterzüge, um die zahlreichen Kontrollen auf mexikanischen Landstraßen zu umgehen.

Es gibt auch humanitäre Visa in Mexiko, die einen 90tägigen Aufenthalt im Land ermöglichen, genug Zeit für die Familien, um die USA zu erreichen. Doch Trump drohte per Twitter, dass er der »Karawane« keinen Einlass gewähren werde. Im Sommer hatte die rigide US-Einwanderungspolitik weltweit Schlagzeilen gemacht, als bekannt geworden war, dass der US-Grenzschutz Jugendliche, Kinder und selbst Babys getrennt von ihren erwachsenen Verwandten festhielt. Trump streute nun das Gerücht, dass sich »Personen aus dem Nahen Osten« unter die Flüchtlinge gemischt hätten, und will weitere 800 Soldaten an die Grenze schicken, an der bereits seit dem Frühling die Nationalgarde patrouilliert. Der mexikanische Kommissar für Öffentliche Sicherheit, Renato Sales, widersprach dem US-Präsidenten: Weder Angehörige von Jugendbanden noch islamische Terroristen seien in der »Karawane« zu finden. Währenddessen stockt die paramilitärische Miliz Minutemen in Texas laut ihres Vorsitzenden Shannon McGauley ihre bewaffneten Gruppen auf, um den Flüchtlingsmarsch aufzuhalten.

Der designierte mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador, der am 1. Dezember sein Amt antreten soll, hatte den Menschen aus Honduras schon bei ihrer Einreise nach Mexiko Arbeitsvisa zugesichert. Peña Nieto könnte diese wegen des Drucks aus den USA, die Weiterreise zu verhindern, gewähren. Die Südgrenze Mexikos, eine grüne Grenze zwischen Flüssen, Vulkanen und Urwald, wird derzeit von der mexikanischen Marine überwacht. Mittlerweile ist am Grenzfluss Suchiate eine weitere »Karawane« mit ungefähr 1 000 Personen angekommen. Eine dritte macht sich aus El Salvador auf den Weg nach Norden. Viele der Familien sind mit Kinderwagen unterwegs.