Lebensmittel vor dem Müll retten

Kann das weg?

Seite 4 – Mangel an Inklusion

»Dafür müssen wir ein Stück weit hier­archisch organisiert sein«, räumt er ein. Online registrieren kann man sich zunächst als Foodsharer. Dann kann man privat Lebensmittel zur Abholung in der Foodsharing-Commu­nity anbieten und auf einer digitalen Karte den nächsten Fair-Teiler in der Nachbarschaft suchen. Wer Lebensmittel von Supermärkten und Betrieben aber selbst abholen und verteilen möchte, muss Zeit aufwenden.

»Mit einem Quiz prüfen wir, dass sich Interessierte mit dem Thema Lebensmittelsicherheit auseinandergesetzt haben«, erklärt David Jans. Die notwendigen Informationen bekämen die Kandidatinnen und Kandidaten im dafür eigens eingerichteten Foodsharing-Wiki, um dann über Verhaltens- und Hygiene­regeln, Rechtgrundlagen, Motivation und Regeln abgefragt zu werden. Wer die Prüfung besteht, steigt in der Foodsharing-Hierarchie auf.

Mit Bestehen weiterer Tests, Nachweisen zur verantwortungsvollen Zusammenarbeit mit Betrieben und an­gesammelten sogenannten digitalen Vertrauensbananen, einem internen Belohnungssystem, wird die Foodsharing-Karriere befördert – bis hin zur Betriebsverantwortlichen oder Botschafterin.

Solch eine Ehrenamtskarriere bleibt dennoch vielen verwehrt. Luise (23) und Lukas (28) stehen vor einem Biosupermarkt in der brennenden Kreuzberger Nachmittagssonne und warten auf Franzi und Margot für die gemeinsame Abholschicht. Luise zieht an einer selbstgedrehten Zigarette. Lukas kniet daneben und streichelt ihren Hund. »Wirklich benutzerfreundlich ist Foodsharing eigentlich nicht. Erstens brauchst du ’nen Internetzugang, dazu einen Computer oder Smartphone. ­Lesen ist auch von Vorteil und die ganze Internetpräsenz gibt’s nur auf Deutsch«, gibt er zu bedenken.

Darauf angesprochen räumt auch Jans einen Mangel an Inklusion ein: »Wir haben das auf dem Schirm, dass wir Menschen ausschließen. Dafür fehlt uns aber noch eine praktikable Lösung.«