Manipulation von Schwangeren

Von wegen für die Frau

Wer in Deutschland abtreiben will, ist dazu verpflichtet, sich vorher beraten zu lassen. Abtreibungsgegner führen Schwangere mit Pseudo-Beratungsstellen hinters Licht.

Ungewollt Schwangeren, die die Schwangerschaft beenden wollen, werden in Deutschland viele unnötige Hürden in den Weg gelegt: Der Paragraph 218 des Strafgesetzbuchs lässt Abtreibungen nur in Ausnahmefällen, bei medizinischen Indikationen oder nach Zwangsberatung und Reflektionszeit zu; Ärztinnen und Ärzten ist es auch nach der Reform des Paragraphen 219a verboten, im Internet über die von ihnen angebotenen Abbruchmethoden zu informieren.

In einigen Städten, auch in größeren, gibt es mittlerweile niemanden mehr, die oder der überhaupt Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Doch die »Lebensschutzbewegung« tut ihr Möglichstes, diese schwierigen Bedingungen weiter zu verschlechtern, beispielsweise mit Anzeigen gegen Ärztinnen, der Diffamierung von gesundheitspolitisch Aktiven als »Abtreibungslobby« und mit eigenen »Beratungsstellen«. In Berlin hat Anfang Juli eine solche »Beratungsstelle« eines Vereins namens »Pro Femina« eröffnet, die laut Eigenbeschreibung ungewollt Schwangere nach »den drei Grundprinzipien: Empathie, Respekt und Vertrauen« berät.

Tatsächlich scheinen die drei Prinzipien nach Recherchen des Portals Buzzfeed eher Manipulation, Wecken von Schuldgefühlen und Verschweigen zu sein: Ratsuchende Frauen halten die Beratungsstellen von Pro Femina für einen Teil des staatlich anerkannten Beratungssystems. Die suchmaschinenoptimierte Website bemüht sich nicht, diesen Irrtum aufzuklären; auch in der Beratung wird nicht oder erst spät darüber informiert, dass die »Beratungsstelle« gar keine Beratungsscheine ausstellt. Diese sind im deutschen System aber nötig, um einen straffreien Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu können – und für viele Schwangere ist das der einzige Grund, überhaupt eine Beratungsstelle aufsuchen.