Israelisch-palästinensischer Konflikt

Das Geschäftliche zuerst

Seite 2 – »Es ist unmöglich, uns ökonomisch zu trennen«

Jabari und Dagan sind gemeinsam angekommen – gemeinsam zu spät ­gekommen, um genau zu sein, denn die Kontrollen an den israelischen Checkpoints hatten mal wieder sehr lange gedauert. Nun sitzen sie auf dem Podium und stellen routiniert ihr ­gemeinsames Projekt vor, die Kooperation. »Herr Jabari ist ein guter Freund von uns«, sagt Dagan, als er an der Reihe ist. »Ich glaube fest daran, dass er für die Interessen seines Volkes kämpft. Herr Jabari ist ein großer Patriot, ­genauso wie ich ein jüdischer Patriot bin.«

Vor über zwei Jahren habe man ­begonnen, mit Jabari und anderen arabischen Führungspersonen aus der ­Gegend zusammenzuarbeiten. Primär gehe es dabei um wirtschaftliche ­Kooperation, doch das sei nur der erste Schritt. Vor zwei Monaten habe er zum ersten Mal am Fastenbrechen während des Ramadan teilgenommen, erzählt Dagan, als Gast in Ashraf Jabaris Haus. Anschließend habe die Fatah protestiert und sogar Jabaris Leben bedroht.

»Wir und die Israelis werden hier ­gemeinsam leben, es ist unmöglich, uns ökonomisch zu trennen«, sagt Jabari. »Unsere Vision ist es, die palästinensische Wirtschaft durch eine starke Verbindung mit Israel zu entwickeln.« ­Jabari ist Mitgründer und Führungsmitglied des Chamber of Commerce of ­Judea and Samaria, das nach eigenen Angaben 250 palästinensische Geschäftsleute vertritt, und war einer der wenigen, die im Juni nach Bahrain reisten, um dort an dem »ökonomischen Workshop« teilzunehmen, mit dem ­Jared Kushner, der Chefberater und Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump, den »Deal des Jahr­hunderts«, den palästinensisch-israelischen Friedensschluss, vorbe­reiten wollte. In der Vergangenheit hätten die Palästinenser alles versucht, sagt Jabari, aber auch mit Gewalt seien sie nicht »zu einem Ergebnis gekommen, dass das Töten von Muslimen verhindert«. Nun sei die Zeit gekommen, »die Realität anzuerkennen. Der beste Weg ist es, mit den Israelis zu kooperieren.«