Rezension des Romans »Die Kandidatin« von Constantin Schreiber

Diverse Identitäre

Constantin Schreiber knöpft sich in seinem turbulenten Roman »Die Kandidatin« die Debatten über Vielfalt vor. Bei der Lektüre vergeht einem das Lachen schnell. Ist das noch Satire?

Der Roman »Die Kandidatin« von Constantin Schreiber hat das Feuilleton in Gewissensnöte gestürzt. Süddeutsche Zeitung und Taz unterstellen dem Autor Rechtspopulismus, nicht wenige Medien drücken sich aber davor, über die Dystopie des prominenten Journalisten und »Tagesschau«-Moderators zu ur­teilen.
Es ist bereits Schreibers siebtes Buch, allerdings sein erster Roman, und seine Geschichte birgt tatsächlich Konfliktstoff. Hauptfigur ist eine religiöse Muslimin, die von ihrer Partei als Kanzlerkandidatin nominiert ist und die Wahl vermutlich gewinnen wird. Im Wahlkampf kommt es zu bürgerkriegsähnlichen Protesten und Gegenprotesten.

Die Handlung erinnert an den Roman »Unterwerfung« des französischen Bestsellerautors Michel Houellebecq. Der Schrecken bahnt sich bei Schreiber allerdings auf eigene Weise an. Deutschland in etwa 30 Jahren: Nicht die Islamisten,wie bei Houellebecq, gelangen an die Macht, sondern die Ökologische Partei mit ihrer Spitzenkandidatin Sabah Hussein, die kurz davor steht, die amtierende Kanzlerin abzulösen, von der man wenig erfährt, außer dass sie schon recht lange im Amt ist.

Der Reformeifer der Kandidatin endet genau dort, wo er am bittersten nötig wäre. »Wir müssen die Friedensreligion des Islam so akzeptieren, wie sie ist, wir stehen doch für Toleranz«, belehrt Sabah Hussein eine Schülerin der Oury-Jalloh-Schule auf einer Feier.

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