Was Covid-19 mit dem ­Kapitalismus zu tun hat

Normalität, eine trostlose Hoffnung

Das Buch »Störung im Betriebsablauf« seziert die staatlichen Coronamaßnahmen sowie ihre Befürworter und Gegner. Es analysiert, was die Covid-19-Pandemie mit der kapitalistischen Produktionsweise zu tun hat.
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Meine erste These lautet: Die Pandemie war nicht unvorhersehbar, aber unvorhergesehen. Ich will mit einem ehrlichen Selbstporträt beginnen, von dem ich annehme, dass sich einige Leserinnen und Leser darin erkennen. Ich habe bis tief in den Fe­bruar 2020 hinein die Ereignisse um Corona nur nebenbei verfolgt und die bürgerliche Berichterstattung über die Ereignisse in China gelesen. Zu Beginn machte man Peking den Vorwurf, das Virus verheimlicht und ärztliche Erkenntnisse unterdrückt zu haben; später folgte die Anschuldigung, es seien drakonische Maßnahmen ins Werk gesetzt worden, die in einer Demokratie undenkbar seien.

Vehementen Widerspruch verdient die allgegenwärtige Bezeichnung der Pandemie als »Naturkatastrophe«, als wäre ein Meteorit eingeschlagen und gäbe es keinen Zusammenhang mit der kapitalistischen Produktionsweise.

Mitte der achtziger Jahre formulierten Rainer Trampert und ich in dem Buch »Die Zukunft der Grünen. Ein realistisches Konzept für eine radikale Partei« (Konkret-Literatur-Verlag) zwölf Thesen – damals waren wir noch auf der Höhe der naturwissenschaftlichen Diskussion –, von denen ich nur drei kurz vorstelle. Erstens: Die Menschheit zerstört gegenwärtig ihre natürlichen Lebensgrundlagen. Zweitens: Diese Zerstörung hat offensichtlich mit den inneren Gesetz­mäßigkeiten des Kapitalismus zu tun – Zwang zu Wachstum, Akkumulation, Profit. Um dieser Zerstörung Einhalt zu gebieten, muss der Kapitalismus selbst überwunden werden. Die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit erfordert also drittens einschneidende Veränderungen in der Produktion und damit in den Kon­sumgewohnheiten der Mehrheit der Menschen.

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