Small Talk mit Jonas Landwehr über antisemitische Umtriebe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

»Eine Diskussion wäre völlig sinnlos«

Ende November störten Vertreter der Gruppen »Palästina Antikolonial« und Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS) zum wiederholten Mal eine Sitzung des Studierendenparlaments (Stupa) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und mussten letztlich von der Polizei aus dem Saal geleitet werden. Anlass war den Störern ein Antrag, der forderte, die Raumvergabe für eine Veranstaltung der beiden Gruppen unter dem Titel »Die BDS-Debatte und die deutsche Linke« zurückzuziehen. Die »Jungle World« sprach darüber mit Jonas Landwehr von der Hochschulgruppe »Kritische Linke«, die den Antrag stellte.
Small Talk

Seit wann machen die BDS-Unterstützer in Münster und an der WWU mobil?

Bereits im Juli 2020 trat die Gruppe »Palästina Antikolonial« bei einer antiisraelischen Kundgebung in Münster aggressiv auf. Im August 2020 versuchte sie, eine Demonstration im Gedenken an den Anschlag von Hanau für sich zu vereinnahmen. Auf der Facebook-Seite von »Palästina Antikolonial« sind Aussagen zu lesen wie: »Für den jüdischen Staat ist der Holocaust ein Werkzeug, das manipuliert werden kann.« Auch findet sich dort eine positive Bezugnahme auf die Intifada.

Aufgrund dieser Vorfälle haben wir uns gemeinsam mit der Hochschulgruppe der Jusos entschieden, einen Antrag zu stellen, dass die Gruppe keine Unterstützung von Seiten der Studierendenschaft erhalten soll. Den Antrag nahm die Gruppe zum Anlass, mehrere virtuelle Sitzungen des Stupas zu stören. Dabei wurden anwesende Juden als »so called Jewish people« bezeichnet und der Terror der Hamas, des Islamischen Jihad und der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) wurde gerechtfertigt.

Wie wollen Sie mit solchen Vorfällen künftig umgehen?

Der Allgemeine Studierendenausschuss hat bereits Ende 2020 den Beschluss gefasst, nicht mit »Palästina Antikolwonial« zusammenzuarbeiten. Angesichts der jüngsten Ereignisse wird sich daran nichts ändern. Wir als Kritische Linke werden an unsere Arbeit anknüpfen: antisemitische Vorfälle und die aggressive Raumnahme von »Palästina Antikolonial« dokumentieren und bewusst machen.

Gibt es noch andere Gruppen an der WWU, die die BDS-Kampagne unterstützen?

Die erste Gruppe, die hier durch BDS-Unterstützung aufgefallen ist, war der SDS. Unter anderem durch personelle Überschneidungen ist »Palästina Antikolonial« an der Uni aktiv geworden. Abseits der Universität erfahren »Palästina Antikolonial« und BDS Unterstützung von den Münsteraner Maoisten sowie von der Linkspartei und deren Jugendgruppe. Vernetzt ist »Palästina Antikolonial« insgesamt stärker mit Gruppen außerhalb Münsters wie dem deutschen BDS National Committee. Auch mit dem Netzwerk Samidoun aus dem Umfeld der PFLP arbeitet »Palästina Antikolonial« eng zusammen.

Sollten im Sinne der Meinungsfreiheit nicht auch solche Gruppen an der WWU sprechen dürfen?

Nein. BDS ist schließlich eine Boykott-Kampagne, die sich selbst gegen den freien Diskurs richtet. Das hat auch die Gruppe »Pa­lästina Antikolonial« mehrfach unter Beweis gestellt, etwa bei den Störaktionen im Studierendenparlament. Selbst wenn sie friedlicher auftreten würden: Eine Diskussion wäre völlig sinnlos, da ihre Meinungen eben nicht auf Fakten basieren, sondern einfach in den Raum geworfen werden. Wir wollen es »Palästina Anti­kolonial« unmöglich machen, die WWU als Bühne zu miss­brauchen.