Von Serbien aus versuchen ­Geflüchtete, die immer stärker überwachten EU-Grenzen zu überwinden

Wer Schutz sucht, findet Grenzen

In Serbien harren weiterhin zahlreiche Geflüchtete aus, die versuchen, über die Grenzen zu Kroatien und Ungarn in die Europäische Union zu gelangen. Die Grenzanlagen werden derweil immer besser abgesichert, unter anderem mit Drohnen- und Sensorsystemen.
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Der Bahnhof von Sombor wirkt verlassen. Das gesamte Areal scheint stillgelegt. Viele Fenster der Bahnhofsgebäude sind zerbrochen, die Innenräume sehen unbelebt aus. Auf dem Bahnsteig stehen dennoch zwei Personen und warten auf den Zug Richtung Norden nach Subotica. Die Stadt Sombor, in der knapp 50 000 Menschen leben, befindet sich im äußersten Nordwesten Serbiens nahe der Grenzen zu Kroatien und Ungarn. Gegenüber vom Bahnsteig stehen bordeauxrote, ausrangierte Güterzüge und Waggons in mehreren Reihen hintereinander. Immer wieder laufen Kleingruppen oder Einzelpersonen über die Gleisanlage und verschwinden dann zwischen den Waggonreihen.

Eine Gruppe von circa 20 Personen versammelt sich an einem Zugende ­direkt neben dem Mast des großen Scheinwerfers, der die Umgebung weitflächig ausleuchtet. Einige diskutieren miteinander, andere hören Sprachnachrichten ab, manche rauchen. Sie kommen alle aus Afghanistan. Mehr als die Hälfte der Personen ist minderjährig. Einer von ihnen ist Baran. Er hat in Afghanistan Biologie studiert, vor mehr als einem Jahr ist er vor den Taliban geflohen und nun in Sombor angekommen. Zusammen mit anderen Schutzsuchenden nutzt er die alten Waggons als provisorische Unterkunft.

»Ein Aufenthalt in den staatlichen Camps ist für uns keine Option.« Marit, 14, Geflüchteter aus Syrien

Die Böden im Waggon sind zum Schutz vor Nässe und Kälte mit Folien und Decken ausgelegt. Es zieht an allen Seiten. Viele der Wägen haben große Löcher, manche sind halb ausgebrannt. In einigen stehen kleine Zelte. In Barans Wagen gibt es eine Kochecke mit einer alten elektrischen Heizplatte. ­Irgendwo auf dem Bahngelände wurde Strom angezapft und in den Wagen geleitet. Eine selbstverkabelte Verteilerdose versorgt Handys mit Strom und ermöglicht es den Bewohnern, Wasser zu kochen und warme Mahlzeiten zuzubereiten.

Sonst fehle es an allem, berichtet Baran. Eine Person nebenan habe sich beim jüngsten game, wie ein Grenzübertrittsversuch in die EU genannt wird, das Bein verletzt, könne deshalb nicht mehr laufen und sei schon seit Tagen ohne medizinische Versorgung. »Wir werden es trotzdem morgen ­wieder versuchen«, sagt Baran mit hoffnungsvoller Stimme.

Was sie wieder versuchen wollen, ist, es ungesehen in die EU-Mitgliedstaaten Kroatien oder Ungarn und dann weiter nach Westeuropa zu schaffen. Beide Grenzabschnitte sind von Sombor ­weniger als zehn Kilometer Luftlinie entfernt. Entlang der Grenze zu Kro­atien schlängelt sich die nur schwer zu überwindende natürliche Barriere der Donau. Beim Versuch, den Fluss schwimmend oder mit einem Boot zu überqueren, sind in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen auf der Flucht ums Leben gekommen. In den Wintermonaten ist dieser Weg noch gefährlicher. Baran und seine Gruppe versuchen es deshalb an der ungarischen Grenze.

Als er vom jüngsten Versuch berichtet, nimmt er seine aufgestützte Hand vom Waggon und richtet seinen Zeigefinger zum Himmel. »Sie haben uns mit Licht gefunden. Dort sind überall Drohnen. Große Drohnen mit Scheinwerfern und Lautsprechern. Aus den Lautsprechern sprechen dann Stimmen zu uns und sie sagen Worte wie: ›Motherfucker!‹, ›Verpisst euch!‹, ›Wir töten eure ­Götter!‹« Baran stützt seinen Arm wieder gegen den Waggon und schaut dabei zu Boden. »Warum sagen sie solche grausamen Dinge zu uns? Was haben wir ihnen getan?«

Die ungarische Grenzpolizei setzt, wie auch die anderer Länder an den EU-Außengrenzen, Drohnen ein, um Menschen beim Grenzübertritt so früh wie möglich aufzuspüren. Im Oktober 2020 hat die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache (Frontex) Verträge im Wert von 100 Millionen Euro für den Kauf neuer Drohnensysteme abgeschlossen. Weitere acht Millionen Euro hat die EU in das 2021 begonnene Projekt »Foldout« gesteckt (»Laubdurchdringung, auch in Gebieten in äußerster Randlage der EU«/ »Through-­foliage detection, including in the outermost regions of the EU«) ­gesteckt. Dabei sollen verschiedene Sensortechnologien und Kamerasysteme verdächtiges Verhalten in der Grenzregion frühzeitig und automatisiert erkennen. Nach Angaben der Hersteller soll es dann auch in stark belaubten Wäldern möglich sein, unter Einsatz von Satelliten, Drohnen, Wärmebildkameras, Sensoren und selbstlernenden Algorithmen Verdächtige zu erfassen, Grenzbeamte zu alarmieren und Handlungsempfehlungen zu geben.

Unterschlupf in einem ausrangierten Waggon in Subotica

Etwas trockener, aber zugig. Unterschlupf in einem ausrangierten Waggon in Subotica

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Kai Liesegang

Mobile Unterstützung
Baran kennt Schikanen durch Grenzbeamte aus eigener Erfahrung. Als er das letzte Mal gefasst worden sei, hätten die Polizisten für den Rücktransport von ihm 150 Euro verlangt, sagt er. Wer nicht zahle, werde zurück an die 600 Kilometer entfernte nordmaze­donische Grenze gebracht, hätten die Beamten gedroht.

Die Scheinwerfer eines heranfahrenden Zugs leuchten auf, sein Signalhorn dröhnt warnend übers Gelände. Sein Zielbahnhof Subotica liegt im nördlichsten Teil Serbiens und ist von Sombor eine knappe Stunde Zugfahrt entfernt. Subotica zählt in Serbien zu den Städten mit der am stärksten gemischten Bevölkerung. Hier leben Magyaren (ethnische Ungarn), Serben, Kroaten, Bunjewatzen (Südslawen), Roma und andere; 2,6 Prozent der Stadtbevölkerung bezeichnen sich selbst als Jugoslawen.

Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das Warenhaus der kleinen NGO Collective Aid. Ein älteres Haus mit kleinem Hofgrundstück wurde hier in ein funktionales Lager- und Verteilungszentrum umgewandelt. Clara sortiert im Haus die neuen Spendenlieferungen, im Hof werden kleine Essenspakete für die nächste Auslieferung gepackt. Clara ist Mitte 20, wohnt eigentlich in Frankreich und ist seit über einem halben Jahr in Subotica tätig. Zusammen mit anderen Freiwilligen versucht sie, Menschen auf der Flucht mit dem Nötigsten zu versorgen.

»Wir sind in der Region fast die Einzigen, die das machen. Keine anderen NGOs, keine staatlichen Gruppen. Wir sind allein«, berichtet Clara. Fast jeden Tag fahren sie mit ihren LKW zu unterschiedlichen Orten in Subotica und entlang der serbischen Grenzregion, um Schutzsuchende zu unterstützen. Neben Lebensmitteln und Kleidung verteilen sie auch Decken, Schlafsäcke, ­Hygieneartikel und Trinkwasser.

Auf einem alten weitläufigen und verlassenen Farmgelände eine halbe Stunde von Subotica entfernt parkt Clara den Wagen auf einer Freifläche in Sichtweite einer länglichen Baracke des alten Landwirtschaftsbetriebs. Neben dieser gibt es weitere Stallungen, Lagerhallen, einen riesigen und bizarr wirkenden Kornspeicher und einzelne kleine Gebäude auf dem Gelände verteilt. Die meisten von ihnen sind bewohnt. Die ungarische Grenze mit ihren sechs Meter hohen Zäunen und Lautsprecheranlagen ist in Sichtweite.

Als Clara und die anderen Helfenden den Laderaum des Lastwagens öffnen, kommen die ersten Personen aus den umliegenden Gebäuden zur Freifläche. Der Dieselgenerator wird angeworfen, um eine temporäre Ladestation für elektrische Geräte aufzubauen. Clara kümmert sich um die mobilen Duschzelte, die mit Speichertanks und Pumpen aus dem Lastwagen mit warmem Wasser versorgt werden.

Der junge Marit aus Syrien lädt sein Mobiltelefon an der Station. Er lebt mit seinem Onkel und anderen Menschen in einem kleinen, mit Decken abgetrennten Raum in einer der Stallungen. Marit ist 14 und seit vier Monaten unterwegs. »Gestern haben wir versucht, den Zaun mit einer Leiter zu überwinden, und wurden kurz danach wieder gefasst«, sagt er. Wie die meisten hier hat auch Marit schon mehrere pushbacks erdulden müssen und wartet nun auf die nächste Gelegenheit, die Grenze zu überqueren.

Die immer stärkere, auch militärische Abriegelung der Grenzen bringt es mit sich, dass Schleuser wichtiger werden. Viele der Professionellen versuchen, immer mehr Kontrolle über bestimmte Fluchtrouten und Übergänge zu erlangen. Wenn es Geflüchtete ablehnen, Schleuser für den Grenzübertritt anzuheuern, werden sie häufig unter Druck gesetzt, bedroht oder verprügelt.

»Wir haben keine andere Wahl. Ein Aufenthalt in den staatlichen Camps ist für uns keine Option«, sagt Marit. In den oft überfüllten Camps seien sie weniger autonom und zu sehr von den Behörden abhängig.

Bewohnter Waggon in Sombor

Warmes Essen und aufgeladene Handys. Sonst fehlt es an allem im bewohnten Waggon in Sombor

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Kai Liesegang

Transit in Belgrad
Von Subotica aus sind es zwei Stunden Autofahrt nach Belgrad. Der Verkehrs­lärm im Zentrum der Stadt mit ihren sozialistisch-klassizistischen Bauten wird durch den Schnee leicht gedämpft. An den Wänden der Häuser sind vereinzelt Graffiti mit dem Konterfei des verurteilten Kriegsverbrechers Ratko Mladić zu sehen. Häufig werden diese jedoch übersprüht und unkenntlich gemacht.

Nicht weit von den Ufern des Flusses Save entfernt befindet sich ein kleines alternatives Café, das an diesem Tag einen Hofverkauf organisiert hat. Auf Spendenbasis werden gebrauchte Kleidung, Bücher, Siebdrucke, Kunst sowie politisches Informationsmaterial angeboten. Die Einnahmen gehen an das selbstorganisierte Kollektiv Krov nad glavom (Ein Dach über den Kopf), das sich für selbstverwaltete Wohnprojekte einsetzt und gegen Räumungen vorgeht.

Am Stand des Vereins steht Hvale und verschenkt Buttons mit der Aufschrift »Niko Bez Doma!« (Niemand obdachlos). Der 2017 gegründete Verein ist in mehreren Städten Serbiens aktiv. Hvale erzählt, seine eigene Politisierung und Arbeit als Aktivist habe mit einem Facebook-Post zu einer geplanten Räumung eines Hauses im Belgrader Stadtzentrum begonnen, das von Geflüchteten bewohnt wurde. »Ich habe den Aufruf gesehen, einen Freund angerufen und gefragt, ob wir da hingehen. Über zwei Tage haben wir dann mit anderen das Haus verteidigt. Die Polizei forderte uns auf zu gehen und schlug uns zu Boden. Doch wir blieben so lange, bis die Polizei irgendwann aufgab.«

»Wenn wir es bei diesem Wetter über die Grenzen schaffen, ist es nicht sicher, wie weit wir kommen. Wenn wir auf der anderen Seite sterben, bekommt das niemand mit.« Mural, Geflüchteter aus Pakistan

Hvale bestellt sich einen Kaffee und schaut dabei auf die auf der Theke liegende Tageszeitung. Das Titelblatt zeigt den Tennisspieler Novak Đoković, der den serbisch-nationalistischen Dreifingergruß macht. Darunter steht in großen Lettern: »Wir sind mit dir!«
Neben Repressalien der Polizei gegen Linke gebe es immer wieder Ausein­andersetzungen mit rechten und ­nationalistischen Gruppen, berichtet Hvale. Letztere organisieren immer wieder Mahnwachen und »Anti-Migranten-Märsche« an Orten, an denen sich Geflüchtete aufhalten.

In den Jahren 2014 und 2015 hat sich die serbische Hauptstadt zu einem der wichtigsten Transitpunkte auf der Balkan-Route entwickelt. Wichtige Treffpunkte und Aufenthaltsorte für Schutzsuchende sind neben dem Busbahnhof die öffentlichen Parks. Bis zum Frühjahr 2017 lebten in alten Bahnhofsbaracken zudem bis zu 1 700 Geflüchtete unter katastrophalen Bedingungen. Angeblich aus humanitären Gründen wurden die Baracken geräumt und abgerissen und machten Platz für das millionenschwere Stadterneuerungsprojekt Belgrade Waterfront.

Geräumt werden solche Orte immer wieder. »Gerade während der aktuellen Lockdown-Phasen waren die Behörden besonders aktiv, räumten informelle Unterkünfte und drängten Geflüchtete aus dem Stadtzentrum und in die staatlichen Camps«, sagt Hvale. Nach offiziellen Angaben befinden sich derzeitig mehr als 4 500 Schutzsuchende in den staatlichen Aufnahmezentren in Serbien.

Übersprühte Graffiti in Belgrad, die Ratko Mladić zeigten

Kritik an der Wand. Übersprühte Graffiti in Belgrad, die Ratko Mladić zeigten

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Kai Liesegang

Endstation Šid
Am Rande eines Belgrader Industrie­gebiets befindet sich das Camp Krnjača. Auf dem vereisten Feldweg, der zum Camp führt, trägt eine kleine Frauengruppe ihre Einkäufe in Plastiktüten zurück. Sie kennen sich untereinander und sind aus dem zentralafrikanischen Staat Burundi geflohen. Dieser hat 2018 die Anerkennung der Republik Kosovo zurückgezogen und sich damit auf die Seite Serbiens geschlagen, das die 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt. Infolgedessen hob der serbische Staat die Einreise­beschränkungen für Bürgerinnen und Bürger aus Burundi auf und ist damit der einzige Staat auf dem europäischen Kontinent, in den diese ohne Visum einreisen können.

Die Frauengruppe lebt im Camp mit derzeit über 400 weiteren Geflüchteten überwiegend aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und Somalia. Eine von ihnen ist Sarah, die Älteste in der Gruppe. Sie spricht fließend Französisch, ist Journalistin und versucht schon seit Monaten zusammen mit den anderen Frauen, Serbien zu verlassen. Sie sagt, ihr fehle das nötige Geld. Sie müsse sparen und wisse nicht, wie sie das tun könne, weil es keine legale Möglichkeit für sie gebe, in Serbien Geld zu verdienen. Viele aus dem Camp arbeiten deshalb in umliegenden Fabriken für weniger als 20 Euro Lohn pro Woche und im informellen Sektor. »Das ist nichts anderes als Sklaverei«, sagt Sarah.

Von Belgrad bewegen sich viele Schutzsuchende weiter in Richtung der Grenzgebiete bei Sombor, Subotica, Majdan oder Šid. Dort versuchen sie, den Grenzzaun mit Leitern zu überwinden oder ihn mit Drahtscheren durchzuschneiden. Auch Mural aus Pakistan, der seit mehreren Wochen in der Nähe des Grenzorts Šid feststeckt, hat dies nach eigenen Angaben schon mehrmals versucht, um nach Kroatien zu gelangen.

Bevor die Grenzübergänge nach dem Abkommen zwischen der EU und der Türkei vom März 2016 vollständig abgeriegelt wurden, waren zwischen 2015 und 2016 über den staatlich regulierten sogenannten formalisierten Korridor über 700 000 Menschen auf dem Weg nach Westeuropa durch Šid gekommen. Die um Abschottung bemühte EU macht es für Menschen auf der Flucht immer schwieriger und ­gefährlicher, die Grenzen zu passieren. Davon berichtet auch Mural: »Eine andere Option wäre, sich von einem Schlepper in den Zwischenräumen ­eines LKW verstecken zu lassen.« Doch diese Variante sei sehr teuer und auch nicht ungefährlich. Zudem arbeitet die kroatische Grenzpolizei mit Sensoren und Detektoren, die Herzschlag und Atemluft detektieren können, um Verstecke von Schutzsuchenden ausfindig zu machen.

Mural lebt mit knapp 20 anderen in einem im Wald versteckten Zeltcamp direkt an der Grenze. Die Temperaturen fielen in den vergangenen Nächten bis auf minus zwölf Grad Celsius. Ein Schneesturm fegt über die umliegenden Äcker und lässt die Rebstockreihen der Weinfelder im Hintergrund verschwimmen. Mural steht inmitten der Reihen mit Windbreaker, Jogginghose und Turnschuhen. »Ich bin immer bereit zu rennen. Daher schlafe ich auch nicht wirklich«, sagt er. Vor ein paar Tagen habe die serbische Polizei eines der Camps gefunden und zerstört.

Ende 2021 hat die Polizei in einer großangelegten Operation viele der Camps an der kroatischen, ungarischen und rumänischen Grenze komplett geräumt. Die Gewalt, die die Schutzsuchenden erfahren, und die katastrophalen Lebensbedingungen führen bei vielen nicht nur zu körperlichen Krankheiten. »Wir alle hier haben psychische Probleme. Damit bin ich aber meistens allein. An wen soll ich mich wenden? Oft muss ich heulen. Manche sagen: Männer weinen nicht. Doch das ist Unsinn«, erzählt Mural. Warum sollte er sich für diese Art von Leben entscheiden, wenn in seiner Heimat alles gut und sicher wäre, fragt er.

Mural will nicht in Serbien bleiben und auch nicht in Kroatien. Er will weiter. »Wenn wir es bei diesem Wetter über die Grenzen schaffen, ist es nicht sicher, wie weit wir kommen. Wenn wir auf der anderen Seite sterben, bekommt das niemand mit. Der Schnee wird uns bedecken und erst Tage später wieder freigeben. Dann werden wir als ›unbekannt‹ irgendwo entsorgt. Das ist unser Leben hier.« Auf dem Friedhof in Šid gibt es mittlerweile mehrere Gräber, in denen Geflüchtete an der Grenze ums Leben Gekommene begraben haben.