»Cinnamon Sea« von The Garbage & the Flowers

Schillernder Sound

Platte Buch Von

Bei Bands, die einer wohlbekannten musikalischen Stilrichtung folgen, diese aber ganz unkonventionell interpretieren, ist es besonders schwer, sie geographisch oder zeitlich zuzuordnen. So verhält es sich auch mit The Garbage & the Flowers und ihrer gerade veröffentlichten EP »Cinnamon Sea«: Handelt es sich nun um eine Neuerscheinung oder um eine Wiederentdeckung? Ist die Band beeinflusst von The Velvet ­Underground aus New York City oder stammt sie aus der britischen C86-Szene – benannt nach einem gleichnamigen Kassetten-Sampler des New Musical Express von 1986 – um Bands wie Wedding Present oder The Pastels? Andererseits könnte es sich auch um verkiffte home recordings eines Pärchens der Generation X handeln.

Tatsächlich formiert sich The Garbage & the Flowers um Yuri Frusin und Helen Johnstone, die aus Wellington, Neuseeland, stammen. Sie leben inzwischen im australischen Brisbane und musizieren bereits seit 1991 zusammen. Beim allwissenden Musik-Onlineportal Discogs finden sich immerhin eine Single von The Garbage & the Flowers aus dem Jahr 1992 und drei Alben, das bislang letzte mit dem Titel »The Deep Niche« von 2016. Während die Band dieses Album überwiegend ohne Schlagzeug aufgenommen hatten, wurde die neue EP mit ihren fünf allesamt sehr gelungenen Titeln mit ihren Bandkollegen in voller ­Besetzung eingespielt, mit Ausnahme des melancholisch-ruhigen Abschlusslieds »Jacob B«.

Dass die Stücke irritierenderweise in unterschiedlicher Lautstärke abgemischt wurden, erinnert wiederum an eine andere obskure Indie-Größe, die kanadische Band Eric’s Trip um Julie Doiron und Rick White, wobei sich deren Geschrammel zugleich deutlich von Frusins zumeist schillerndem Gitarrensound unterscheidet. Die These vom Gen-X-Duo, das gemeinsam mehr oder minder ambitioniert eine abseitige musikalische Karriere verfolgt, scheint The Garbage & the Flowers wohl am nächsten zu kommen.

The Garbage & the Flowers: Cinnamon Sea (Fire Records)