Michelle Bolsonaro macht Wahlkampf für ihren Gatten, den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro

Frauen für Faschismus

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»Bei der Wiederwahl geht es nicht um ein Projekt der Macht, wie viele denken (…), es geht um Befreiung, die Absicht, unser Brasilien zu heilen. Wir erklären, dass Brasilien dem Herrn gehört.« Gut, dass Michelle Bolsonaro das noch einmal klar­gestellt hat. Sonst hätte man meinen können, ihrem 27 Jahre älteren Ehemann, dem neofaschistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, könnte es doch um Macht und den Umbau Brasiliens zu einer Art evangelikaler Militärdiktatur gehen, wie seine bisherige Amtszeit vermuten lässt. Am Sonntag hat er in der großen Sporthalle Maracanãzinho in Rio de Janeiro offiziell seine Nominierung als Kandidat der Liberalen Partei für die bevorstehende Präsidentschaftswahl im Oktober zelebriert. Zuerst sprach Michelle Bolsonaro und sparte nicht mit religiösen Floskeln. Nach ihr sprach der Präsident und polemisierte wie üblich gegen seine echten und vermeintlichen Gegner. Angefangen bei der Wahl­behörde über die Arbeiterpartei (PT), der er unter anderem die Verbreitung von »Gender-Ideologie« vorwirft, bis hin zum angeblich drohenden Kommunismus.

Michelle Bolsonaros seit einigen Jahren häufiger gewordene öffentliche Auftritte dienen Beobachterinnen zufolge vor allem dazu, mehr Wählerinnen für Jair Bol­sonaro zu begeistern, da insbesondere Frauen den für sexistische Aussagen berüchtigten Rechtsextremen ablehnen. Derzeit hinkt er in Umfragen seinem größten Konkurrenten, dem Präsidentschaftskandidaten des PT, Luiz Inácio Lula da Silva, hinterher. Rund 44 Prozent der Befragten wollten einer Umfrage von Anfang Juli zufolge für Letzteren stimmen, 31 Prozent für Bolsonaro. Dass er die Macht bei einer Wahlniederlage einfach abgeben würde, wird allerdings bezweifelt, seine Anhänger scheinen zu vielem entschlossen. Der Folha de São Paulo zufolge hat die Zahl neu registrierter Waffen zwischen 2018 und 2021 in Bundesstaaten, in denen Bolsonaro 2018 die Wahlen gewonnen hatte, um 320 Prozent zugenommen, in den anderen um 223 Prozent. Die Organisation Brasilianisches Forum für öffentliche ­Sicherheit (FBSP) geht gar von einem Anstieg von insgesamt 474 Prozent von 2018 bis Anfang Juni 2022 aus. Einen Vorgeschmack auf die politische Gewalt, die folgen könnte, gab die Ermordung eines PT-Mitglieds, das Anfang Juli in Foz do Iguaçu von einem Anhänger Bolsonaros erschossen worden war. Nach einer Heilung Brasiliens sieht das nicht gerade aus.