Im brandenburgischen Schwedt bangt man um den Fortbestand der PCK-Ölraffinerie

Glühende Landschaften

Form und Inhalt der sozialen Proteste in Ostdeutschland in den nächsten Monaten dürften nicht nur von der Schwere der wirtschaftlichen Krise und der Zahl der Betroffenen bestimmt, sondern auch von der Geschichte sozialer Bewegungen in der Region beeinflusst werden.

Im Norden Brandenburgs, einer der ärmsten und am dünnsten besiedelten Regionen Ostdeutschlands, nahe der polnischen Grenze, liegt die Stadt Schwedt. Hier endet seit 1963 die Erdölpipeline Druschba (Freundschaft) im Petrochemischen Kombinat (PCK; der ehemalige »Volkseigene Betrieb« heißt heutzutage offiziell PCK Raffinerie GmbH), in dem das einst aus der Sowjet­union, heute aus Russland kommende Rohöl verarbeitet wird. In den achtziger Jahren arbeiteten von etwa 50 000 Einwohnern über 8 000 im PCK.

Mit dem Ende des Realsozialismus erlebte die Stadt einen Absturz. Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und rechte ­Gewalt prägten die neunziger Jahre, Schwedt verlor etwa 20 000 Einwohner durch Abwanderung. In den nuller Jahren stabilisierte sich die Lage, die Raffinerie wurde modernisiert, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Russland im Energiesektor sicherte 1 200 Arbeitsplätze im PCK und etwa 2 000 in ausgegliederten Dienstleistungsbetrieben. Der russische Ölkonzern Rosneft stieg in das Unternehmen ein und schickte sich Ende 2021 an, es ganz zu übernehmen.

An einen naht- und schmerzlosen Übergang in eine Zukunft ohne russisches und schließlich ganz ohne Erdöl glaubt in Schwedt kaum jemand.

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