Laborbericht: zur geplanten Cannabis-Legalisierung

Grün ist die Hoffnung

Laborbericht Von

Im Jahr 2015 wagte die Kolumnistin an dieser Stelle zum Thema Cannabis die Prognose: »In fünf bis zehn Jahren wird es um die Weltlage nicht besser stehen. Aber man wird sie sich in Deutschland ganz legal erträglicher rauchen dürfen.« Zumindest der Teil mit der Weltlage hat sich schon mal bewahrheitet; aber auch mit dem von der Ampelkoalition versprochenen legalen Gras scheint es so langsam voranzugehen.

Das Eckpunktepapier dazu, das das Bundeskabinett Ende Oktober vor­legte, klingt recht annehmbar: Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) soll nicht mehr als Betäubungsmittel gelten und die vorgeschlagene Menge zum erlaubten Erwerb und Besitz von 20 bis 30 Gramm Dope dürfte auch für Gewohnheitskiffer mindestens einen Monat ausreichen. Eine zuvor vom Gesundheitsministerium ins Spiel gebrachte Obergrenze für den THC-Gehalt soll nur für unter 21jährige geprüft werden.

Begrüßenswert ist aus Konsumentensicht allerdings die geplante Kennzeichnung des Gehalts an THC und Cannabidiol (CBD). Viele Freunde der grünen Materie wünschen sich nämlich entgegen dem – nicht zuletzt den Regeln des Schwarzmarkts geschuldeten – Züchtungstrend der vergangenen Jahrzehnte nicht unbedingt Stoff mit immer mehr THC. Diese Substanz verursacht zwar den angestrebten Rausch, kann in höherer Dosierung aber Unruhe und Angstgefühle bis hin zu Panikattacken auslösen und steht im Verdacht, insbesondere bei Jugendlichen das Risiko für Psychosen zu erhöhen. CBD wirkt als Gegenspieler und sorgt für ein ausgeglicheneres Konsumerlebnis: Es macht nicht high, sondern ist für die entspannende Wirkung des Krauts verantwortlich.

Als Kulturpflanze verbreitete sich der Hanf schon vor circa 10 000 Jahren sowohl östlich als auch westlich seines zentralasiatischen Ursprungsgebiets. Der Trend verstärkte sich, als Hirtennomaden in der eurasischen Steppe vor rund 5 000 Jahren das Pferd domestizierten und bei ihrer darauffolgenden Expansion nicht nur den Grundstein der indogermanischen Sprachfamilie legten, sondern auch ihre Nutzpflanzen mitbrachten. Unwahrscheinlich, dass sie es ausschließlich auf die nahrhaften Samen und die Fasern zur Textilherstellung ­abgesehen hatten, die sich aus Cannabis sativa gewinnen lassen.

Botanisch betrachtet ist die hübsche Pflanze mit den charakteristischen ­gefingerten Blättern Namensgeber der mit etwa 170 Arten recht kleinen Familie der Cannabaceae. Der engste Verwandte des weeds innerhalb dieser ­Familie ist übrigens ein Gewächs, gegen das selbst CSU-Hardliner nichts einzuwenden haben: der Hopfen.

Ob es demnächst auch Craft Beer mit Zusatzeffekt zu kaufen gibt, ist noch nicht beschlossen, denn das EU-Recht könnte noch eine Hürde für die Cannabislegalisierung darstellen. Vielleicht sollten sich die Koalitionspartner mal bei einer Runde Purple Haze von den niederländischen Nachbarn beraten lassen.