Vom Milliardär zum Tellerwäscher
Sam Bankman-Fried schrieb auf Twitter schlicht: »Was«, als sein persönliches Vermögen von 15 Milliarden US-Dollar auf null fiel. Der 30jährige galt lange Zeit als das Wunderkind unter den Investoren. Als er noch beim Trading-Unternehmen Jane Street Capital arbeitete, kamen andere Trader vorbei, um ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Von all dem Glanz ist nichts übrig, sein Ende nur eine weitere Station auf dem Niedergang der Kryptowährungen nach dem Boom der vergangenen Jahre.
Die von Bankman-Fried gegründete und hochgelobte Kryptobörse FTX schuldet ihren Gläubigern 3,1 Milliarden US-Dollar. Nun wurde eine Sammelklage gegen ihn eingereicht, das US-Repräsentantenhaus plant eine Anhörung zu dem Vorfall. Bankman-Fried wird vorgeworfen, das Geld seiner FTX-Kunden an seine Trading-Firma Alameda Research transferiert zu haben, um dort damit zu handeln, was als Betrug gilt. Damit befassen sich in den USA nun das Justizministerium, die Börsenaufsicht und die New Yorker Staatsanwaltschaft. Bislang wollen die Bahamas, Bankman-Frieds Wahlheimat, ihn aber nicht ausliefern.
Bankman-Fried ist Sohn zweier Juraprofessoren aus Stanford, er studierte am Massachusetts Institute of Technology Physik und kam durch ein Praktikum bei Jane Street Capital in die Finanzwelt. 2017 begann er, sich für Kryptowährungen zu interessieren. Er nutzte aus, dass diese in Japan teurer gehandelt werden als in den USA, und gründete 2017 Alameda Research, zwei Jahre später dann FTX, wo die eigene Kryptowährung FTT gehandelt wurde.
Früh interessierte sich Bankman-Fried für Utilitarismus. Gemäß der Moraltheorie zu leben, die das Gute im größtmöglichen Nutzen für die größtmögliche Zahl an Menschen sieht, hat er zu seinem Lebensziel erklärt. Er wollte so schnell wie möglich so reich wie möglich werden – um dann all dieses Geld zu spenden. Der Plan ging nicht auf. Zuvor spendete er zu den midterm elections einige Millionen an Demokraten, aber auch an Republikaner. Inwieweit er damit möglichst vielen Menschen zu nutzen glaubte, ist genau so intransparent wie seine Buchhaltung, die zum Großteil nicht einmal existierte.