Vom Leben und Überleben im Krieg in der Ukraine

Tagebuch aus Cherson

In 40 Briefen schreibt ein Vater aus der Stadt in der Ukraine an seine in Israel lebende Tochter, wie es ihm und seiner Stadt ergeht. Angefangen an dem Tag, an dem Russland die Ukraine angriff, über die Sommermonate, in denen Cherson an Russland angeschlossen wurde, bis zum November vergangenen Jahres, als die ukrainische Armee die Stadt zurückeroberte. Um sein Leben zu retten, beschließt der 73jährige, nach Israel zu fliehen.

Vorwort von
Arye Sharuz Shalicar

Plötzlich war er da. Juri Vinograd.

Mein Schwiegervater.

Schwiegervater und Flüchtling.

Es war der Morgen des 15. November 2022.

Was in jenen Momenten in mir vorging, als ich Juri am Flughafen Ben Gurion zu Gesicht bekam, kann ich nur schwer in Worte fassen. Eine Achterbahn der Gefühle. Es war einer dieser seltenen Momente im Leben, an denen ich tiefe Trauer, Wut und großes Glück zugleich fühlte.

Juri hat den Krieg in der Ukraine überlebt.

Was ist wichtiger als das Leben?

Das Überleben!

Mir fielen so viele Steine vom Herzen, dass er es raus geschafft hatte, aus Cherson, mein Schwiegervater. Raus aus Cherson, einer der wenigen Städte im Süden der Ukraine, gegenüber der im Jahr 2014 von den Russen eroberten Krim liegend, die sich seit dem 24. Februar 2022 in einer Art Ausnahme- beziehungsweise Kriegszustand befindet.
Cherson: Ein Ort, an dem über viele Monate hinweg russische und tschetschenische Kämpfer das Sagen hatten, bis sich ukrainische Einheiten im Herbst 2022 wieder vorwagten, mit dem entschlossenen Ziel, die Stadt von den russischen Besatzern zurückzuerobern. Die Zeit zurückzudrehen.

Eine Stadt, die vielleicht wie keine andere für diesen unnötigen und tragischen Krieg in der Ukraine steht.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::