Artikel von giorgio agamben

webredaktion Einschluss und Ausschluss im Nationalstaat

Jenseits der Menschenrechte

Der Ausnahmezustand, in dem Flüchtlinge heute gezwungen werden zu leben, deutet auf einen Widerspruch: Die Menschenrechte gelten als unantastbar. Sie sind es aber nicht. Ihre Geschichte ist zugleich die Geschichte ihres permanenten Entzugs, der Entrechtung, der Verfolgung. Das Wissen um diese Geschichte führt Giorgio Agamben zu der Frage, welche Funktion Menschenrechte nun eigentlich für den modernen Staat haben. Die souveräne Macht, so seine These, hat im Nationalstaat ein biopolitisches Fundament. Der Mensch, das menschliche Leben wird durch die Tatsachen der Geburt und der Abstammung auf einem Territorium zur Grundlage der Nation gemacht, und zugleich sind alle Menschen- und Bürgerrechte an jene Geburt und Abstammung gekoppelt. Die Beendigung des Ausnahmezustands setzt voraus, das Abstammungsprinzip radikal in Frage zu stellen.

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