Samstag, 19.08.2017 / 17:38 Uhr

Berliner Festival: Antisemitischer Boykott durch arabische Bands

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Gastbeitrag von Alex Feuerherd

Weil die diplomatische Vertretung des Staates Israel einen kleinen Reisekostenzuschuss zahlt, haben vier arabische Bands ihre Teilnahme an einem großen Musikfestival in Berlin abgesagt. Zu diesem Boykott aufgerufen hatte die antisemitische BDS-Bewegung. Während der Kultursenator deutliche Worte findet, herrscht bei den anderen eingeladenen Bands bislang Schweigen.

Fünfhundert Euro. Das ist der Betrag, mit dem die israelische Botschaft in Deutschland das Musikfestival Pop-Kultur unterstützt, das vom 23. bis 25. August in Berlin stattfindet. Verwendet werden soll das Geld als Reisekostenzuschuss für die Bands, die dort spielen. Die diplomatische Vertretung des jüdischen Staates ist damit einer von vielen Partnern des Festivals, das vor allem von der Berliner Senatsverwaltung, der Europäischen Union und der Bundesregierung finanziert wird und zudem namhafte Unternehmen als Sponsoren gewinnen konnte. Fünfhundert Euro sind im Budget einer solchen Großveranstaltung zwar nicht viel – doch die vier arabischen Bands, die in Berlin auftreten sollten, hätten ihre Teilnahme an Pop-Kultur vermutlich auch dann abgesagt, wenn die Botschaft bloß einen Cent gegeben hätte. Der Rapper Abu Hajar und der DJ Hello Psychaleppo aus Syrien, die Sängerin Emel Mathlouthi aus Tunesien sowie die Gruppe Islam Gipsy & EEK aus Ägypten werden dem Festival nun fernbleiben. Sie alle wollen dort nicht spielen, weil der Staat Israel die Veranstaltung fördert.

Dass er das tut, steht schon länger fest; seine Vertretung in der deutschen Hauptstadt wird bereits seit einer ganzen Weile auf der Website von Pop-Kultur als Partner aufgeführt. Doch erst nach einem Aufruf der BDS-Bewegung, wegen der israelischen Unterstützung nicht beim Festival aufzutreten, zogen die vier Acts ihre ursprüngliche Zusage zurück. Diese Bewegung, die einen totalen Boykott, einen Kapitalabzug und Sanktionen gegen Israel fordert, hat „immensen Druck auf alle arabischen Künstler*innen in unserem Line-up ausgeübt“, wie die Veranstalter in einer Erklärung schreiben. Zudem hätten auch Künstler aus Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie aus den USA berichtet, „dass sie E-Mails, Kommentare auf Facebook oder Twitter-Nachrichten von BDS-Aktivist*innen erhalten haben“. Bei Pop-Kultur geht man deshalb davon aus, dass sämtliche Bands zwecks einer Absage kontaktiert wurden oder noch werden.

Die arabischen Künstler äußerten sich auf ihrer jeweiligen Facebook-Seite zum Rückzug. Abu Hajar schrieb im Namen seiner Gruppe Mazzaj Rap Band-Syria: „Wir erklären stolz unseren Rückzug vom Festival, solange es die diskriminierende Politik des israelischen Staates unterstützt, indem es mit ihm kollaboriert und sein Logo zeigt. Wer an der Veranstaltung teilnimmt, akzeptiert in unseren Augen alles, was diese Botschaft repräsentiert.“ Islam Chipsy & EEK teilten mit: „Wir machen deutlich, dass wir durch unsere Musik Widerstand gegen Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung jedweder Art ausüben.“ Emel Mathlouthi begründete ihre Absage mit den Worten: „Innerhalb und außerhalb Palästinas wird alles immer schlimmer, aber jeder von uns kann stets Solidarität und Empathie zeigen.“ Hello Psychaleppo gab an, zunächst nichts von der finanziellen Beteiligung der israelischen Botschaft gewusst zu haben und deshalb für entsprechende Hinweise dankbar gewesen zu sein.

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