Freitag, 08.09.2017 / 18:53 Uhr

Legitimation fürs Massakrieren

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Die Idee der „ethnischen Säuberung“ gehört zum zwanzigsten Jahrhundert ebenso wie Antibiotika und Automobil. Nun finden sich doch durchaus selbsternannte „Islamkritiker“*, die angesichts der Massaker und Vertreibungen in Myanmar dazu aufrufen „auch die andere Seite“ zu sehen. Schließlich handele es sich um einen Konflikt mit Muslimen, gäbe auch radikal-islamistische Elemente und außerdem seien es ja so Unsympathen wie Erdogan und die Seinen, die sich nun am lautesten echauffierten.

Und immer finden sie, auch das ist die Logik des 20.Jahrhunderts, die ins neue nun hinreicht, genügend Unterstützer unter Intellektuellen im Westen, die das Morden irgendwie legitimieren und Verständnis für die barbarische kollektivistische Logik zeigen, die solchen Massakern zugrunde liegt.

Könnte es gar sein, dass die mordenden, vergewaltigenden und brandschatzenden Truppen da in Myanmar nicht einer Islamisierung vorbeugen? Ließe man die Rohingya in Ruhe, bereiteten sie gar das nächste Khalifat vor. Schließlich gehen Islamisten auch gewalttätig gegen Buddhisten vor, man denke nur an Afghanistan oder Bangladesch. Verschweigen westliche Medien nicht bewusst, dass es unter den Rhingya auch militante Rebellen gibt, die Polizeistationen und Klöster angreifen?

Ja, am Ende verhindern gar die Truppen Myanmars, dass künftig ein Völkermord an Buddhisten begangen wird? Noch keine „ethnische Säuberung“, noch kein Völkermord wurde in den letzten 100 Jahren begangen, der nicht dieser Logik folgte. Jedesmal ist es in den Augen der Mörder nur Prävention, wenn sie zur Tat schreiten. Selbstverteidigung eigentlich.

Und immer finden sie, auch das ist die Logik des 20.Jahrhunderts, die ins neue nun hinreicht, genügend Unterstützer unter Intellektuellen im Westen – heute ist es eher das Gemurmel aus den sozialen Medien, der klassische Intellektuelle hat es ins 21. Jahrhundert nicht geschafft, was kein großer Verlust ist -, die das Morden irgendwie legitimieren und Verständnis für die barbarische kollektivistische Logik zeigen, die solchen Massakern zugrunde liegt.

Mich jedenfalls verwundert es nicht, dass Figuren, die in Putin einen großen Kämpfer gegen den Islamismus sehen und auch ein Herz für den Giftgasschlächter Assad haben, nun hin- und her windend einen Weg suchen, um das, was vor aller Augen in Myanmar geschieht, als irgendwie zu rechtfertigende Notwehr zu legitimieren.

Was sie damit schaffen werden, ist, was Russia Today et. all in Syrien vorgemacht haben: Zweifel zu sähen. Ja keine Emapthie mit denen aufkommen lassen, die der staatlichen Gewalt hilflos ausgesetzt sind und deren größtes Glück momentan darin besteht, an einem Stück als unerwünschter Flüchtling ins benachbarte, bettelarme Bangladesch zu gelangen.

So, wie sie die Opfer der Gitfasangriffe kalt ließ, ja eher aggressiv machte und sie die russisch-syrische Propganda nachplapperten, bei den Kindern, die da so offensichtlich unter fürchterlichtsten Umständen erstickten und zu Tode kamen, handele es sich um irgendwelche Propagandabilder.

Es ist auch dieser völlige Mangel an Empathie, der das Massenmorden erst (mit)ermöglicht.

* Ich beziehe mich hier auf einige Beiträge, die ich in letzter Zeit auf Blogs, Facebook und Twitter gesehen habe, die ich aber nicht verlinken mag, um ihre Inhalte nicht weiter verbreiten zu helfen. Vieles, was es da zu lesen gab, war angesichts des Elendes der Flüchtlinge in mynamar einfach zu widerwärtig.