Montag, 16.10.2017 / 12:15 Uhr

Ein ganz normaler Tag in Berlin

Von
Thomas von der Osten-Sacken

In Kirkuk wird seit vergangener Nacht gekämpft, die Zukunft des Nordirak und Irakisch-Kurdistans steht auf dem Spiel und das deutsche Auswärtige Amt? Hat bisher - 12:00 Uhr mittags - nichts zum Irak zu sagen, sondern vermeldet:

"Wir laden Sie ein zu unserem virtuellen Tag der offenen Tür. Begleiten Sie deutsche NGO’s bei der Generalaudienz von Papst Franziskus, folgen Sie dem Botschafter in Peru auf seinen Terminen in La Paz, gehen Sie mit unserem Diplomatennachwuchs auf Ausbildungsfahrt nach Kiew. All das und noch viel mehr können Sie live erleben: in kurzem Takt werden wir auf Twitter mit Texten, Bildern und Videos teilen was in den Auslandsvertretungen und der Zentrale an einem ganz normalen Tag passiert."

Ein ganz normaler Tag in Berlin. Es geht ja auch nicht gegen die iranischen Revolutionsgardisten, für die der deutsche Außenminister umgehend die Bresche springt.

Nein, es geht nur um die Zukunft von ein paar Millionen Kurden, die nämlich, die die Giftgasangriffe Saddams überlebt haben. Giftgas, dass damals mit deutscher Hilfe produziert wurde.

Update 17.10

Mit einem Tag Verspätung konnte das AA sich dann noch zu dieser Erklärung aufraffen (Die Militärhilfe an die Peshmerga ist inzwischen offiziell eingestellt).

Zur Lage in Kirkuk und weiteren Gebieten im Norden des Irak sagte Außenminister Sigmar Gabriel heute

 

Der Konflikt zwischen der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Regierung bereitet uns größte Sorge. Niemand sollte meinen, es gebe eine militärische Lösung für die innerirakischen Spannungen, die in den letzten Tagen zutage getreten sind. Das habe ich gestern in einem Telefonat dem irakischen Premierminister Haidar Al-Abadi deutlich gemacht. Im Gegenteil: Eine Eskalation schwächt alle Seiten und droht vor allem, den Irak und die Region nachhaltig zu destabilisieren.

In dieser brisanten Lage rufen wir alle Beteiligten zu Besonnenheit und zu direkten Gesprächen auf: Militärische Handlungen müssen umgehend eingestellt und weitere Eskalationsschritte vermieden werden.

Es liegt in der Verantwortung aller, dazu beizutragen, dass der Weg zurück zum Verhandlungstisch und zu einem konstruktiven Dialog eröffnet wird, um die Differenzen friedlich zu lösen.

Der gemeinsame Kampf gegen IS muss weiter oberste Priorität haben – aber was gegenwärtig auf dem Spiel steht, ist nichts weniger als die Zukunft des gesamten Landes und die Sicherheit der Region.