Montag, 13.11.2017 / 11:19 Uhr

Syrien: Kapitulieren oder Verhungern

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Aus dem Netz

Amnesty International über die Folgen so genannter lokaler Friedensabkommen in Syrien:

Nach jahrelanger Belagerung und Aushungerung sowie ständiger Bombardements sah sich die Zivilbevölkerung in verschiedenen Orten vor die Wahl gestellt, ihre Heimat zu verlassen oder zu sterben. Die Zwangsvertreibung der gesamten Zivilbevölkerung war und ist Teil der so genannten Friedensabkommen zwischen dem Regime und bewaffneten Oppositionsgruppen. Mit einem umfassenden Bericht hat Amnesty diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit dokumentiert.

Im Bericht “We leave or we die”: Forced displacement under Syria’s ‘reconciliation’ agreements" zeigt Amnesty International Abkommen zwischen dem syrischen Regime und bewaffneten Oppositionsgruppen, die zwischen August 2016 und März 2017 zur zwangsweisen Evakuierung der gesamten Zivilbevölkerung verschiedener Städte geführt haben. Es geht dabei um die vom Regime belagerten Städte Daraya, Ost-Aleppo und al-Waer bei Homs, andererseits um die gegenseitigen Belagerungen der Kleinstädte Kefraya und Foua (durch Oppositionsgruppen) sowie Zabadani und Madaya (durch das Regime). Amnesty hat für den Bericht zwischen April und September 2017 ausführliche Interviews mit 134 Personen, unter ihnen zahlreiche Überlebende der teilweise jahrelangen Belagerungen, geführt und zur Validierung der Aussagen zahlreiche Satellitenbilder und Videos ausgewertet. 

Die Belagerung, Aushungerung und Bombardierung der Zivilbevölkerung stellt ein Kriegsverbrechen dar. Von dieser Taktik machen das syrische Regime und in geringerem Umfang bewaffnete Oppositionsgruppen wie Hay’at Tahrir al Sha, und Ahrar al-Sham systematisch und unter völliger Straflosigkeit.

Am Ende der seit 2012 bzw. 2016 dauernden Belagerungen von Daraya und Al Waer bzw. Ost-Aleppos stand jeweils eine weitere Intensivierung der Bombardierungen von Wohngebieten und auch Spitälern durch Luftwaffe und Artillerie, um die Kapitulation zu erzwingen. Auch die Wohngebiete von Foua und Kefraya wurden von Hay’at Tahrir al Sha, und Ahrar al-Sham wahllos beschossen. Satellitenbilder von Daraya zeigen eine eigentliche tote Zone um die Stadt herum; Regierungstruppen und der Hizbollah haben dort und auch um Madaya offensichtlich gezielt sämtliche Felder niedergebrannt und die Lage der ausgehungerten Bevölkerung damit weiter verschärft.