Sonntag, 31.12.2017 / 17:37 Uhr

'Kein Appeasement mit dem Iran'

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Es sei mir erlaubt an dieser Stelle ausführlich aus einem Kommentar von Richard Volkmann zu zitieren, der auf Bild.de veröffentlich wurde, unter anderem auch weil ich dort lobend erwähnt wurde. Volkmann bringt es auf den Punkt und unterscheidet sich damit wohltuend von anderen deutschen Journalisten, die angesichts der Massenproteste im Iran jetzt meinen auf Dialog, Rohani und Verständnis setzen zu müssen, auch um der lieben Stabilität im Nahen Osten willen:

Geht es um den Iran, besteht hierzulande ähnlich wie im Fall Russlands eine praktisch unbegrenzte Bereitschaft in Politik und Gesellschaft, den Brandstifter als Feuerwehrmann mit an den Tisch zu bitten.

Ganz allgemein haben sich zum Iran, ähnlich wie im Umgang mit Jerusalem, Deutungsmuster festgesetzt, die politische Realitäten nur noch als losen Ausgangspunkt für wertfreies Sinnieren anerkennen:

Während im Falle Israels jede noch so kleine Verfehlung zur Staatsaffäre aufgeblasen wird, lautet im Fall des tatsächlich äußerst gewalttätigen Regimes im Iran die Devise offensichtlich: Ball flach halten.

Offiziell sucht man hier den politischen Wandel durch Annäherung, praktisch beschränkt diese „Annäherung“ sich jedoch nur auf die wirtschaftliche Ebene. Jahre und Jahrzehnte sind so voller Geld und gutem Willen ins Land gegangen, mit ernüchternden Ergebnissen:

Wo immer es heute im Nahen Osten tatsächlich brennt, waren es die Mullahs und nicht Israel oder der Westen, die das Feuer schürten. Gaza, Syrien, Libanon, Jemen – es gibt keine politische und humanitäre Katastrophe in Nahost, an der der Iran nicht maßgeblich beteiligt wäre.

Dass das alte Jahr mit einer großen Demonstrationswelle gegen das Teheraner Unrechtsregime ausklingt, ist daher der beste Vorbote für eine Verbesserung der Lage im Jahr 2018.

Wirkliche Nahost-Experten, die sich diesen Titel durch Sachkenntnis statt durch Bauchbinden in öffentlich-rechtlichen Talkshows erworben haben, warnten seit Jahren vergeblich vor den gewaltsamen Einmischungen des Iran in der Region.

Thomas von der Osten-Sacken brachte dies an dieser Stelle auf die zutreffende Formel, „eine bessere Zukunft kann die ganze Region nur ohne das hochaggressive Regime in Teheran haben.“

Vergeblich. Geht es um den Iran, besteht hierzulande ähnlich wie im Fall Russlands eine praktisch unbegrenzte Bereitschaft in Politik und Gesellschaft, den Brandstifter als Feuerwehrmann mit an den Tisch zu bitten.

Nur dank dieser Blauäugigkeit kann Teheran mit den Milliarden, über die es seit dem Ende der Sanktionen wieder verfügt, so großflächig zündeln. Kann Syrien zum Schlacht- und den Jemen zum Leichenhaus machen und tagein, tagaus Israel die Vernichtung ankündigen – es wird dennoch von Spitzenvertretern der Europäischen Union und Deutschlands hofiert. (...)

Denn sollte eine Protestwelle, auf deren Ausbleiben das Märchen von der „Stabilität“ des Regimes immer basierte, tatsächlich den Regimewechsel schaffen, dann würde ein neuer, demokratischer Iran sich gewiss daran erinnern, wer noch vor Kurzem freundlich lächelnd den Mullahs die Hände geschüttelt hätte.