Donnerstag, 04.01.2018 / 11:40 Uhr

'Erst das Regime stürzen ....'

Von
Aus dem Netz

Antje Schipmann hat für Bild.de die Betreiber von „Amadnews“ , einem Portal für unabhängige News aus dem Iran interviewt:

Besteht ein Zusammenhang zwischen eurer Berichterstattung und den aktuellen Protesten?

Sarabi: „Tatsächlich haben sich viele Beamte in den letzten Jahren wegen der Korruption gegen die Regierung und an die Seite der Menschen gestellt. Das machte die Leaks auch leichter. Und weil Amadnews darüber berichtete, haben sich so viele Iraner für uns interessiert. Die Mehrheit wusste natürlich schon, dass die islamische Regierung korrupt und die Wirtschaft kaputt ist, aber Amadnews konnte es anhand von nachprüfbaren Fakten und Dokumenten belegen. Selbst viele Milizionäre des Regimes stellen sich jetzt auf die Seite der Menschen wegen dieser Leaks zur Korruption.“

Ging es bei den geleakten Dokumenten auch um die Frage, ob iranisches Geld an die Terrororganisation Hisbollah geht sowie zu den Huthi-Milizen und in den Krieg nach Syrien? Wie wichtig ist diese Frage für die Menschen?

Sarabi: „Darüber müssen wir keine Dokumente veröffentlichen. Hisbollah-Führer Nasrallah hat in Internetvideos nachprüfbar gesagt: ‚Der Iran bezahlt alles für uns. Seit der Iran Geld hat, haben wir auch Geld.‘ Aber generell haben wir über die dubiosen Geldflüsse des Regimes viele Dokumente veröffentlicht.“

Was sind die politischen Ziele der Demonstranten? Gibt es einen gemeinsamen Nenner?

Sabari: „Die Iraner haben trotz verschiedener Ausrichtungen auch gemeinsame Ziele: Essen, Arbeit und Freiheit. Jeder sagt das. Der eine sagt, das geht mit Monarchie, einer sagt, das geht mit Demokratie, einer sagt, wir brauchen Sozialismus. Aber für diese drei Sachen treten alle ein. Das Problem ist die Regime-Propaganda. Sie berufen sich auf die Bewegungen in anderen Ländern wie Syrien, Irak, Libyen (natürlich nicht auf die in Tunesien) und sagen: ‚Durch eure Demos wird Iran wie eine syrische Stadt werden.‘ Aber trotzdem ist es auch ein gemeinsames Ziel der Mehrheit, das Regime zu stürzen. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Danach sehen wir, was kommt. Die Regierung macht viel Druck und will uns zurückdrängen, aber sie kriegen sie uns nicht klein. Erst müssen wir das Regime stürzen, dann entscheiden wir, wie wir zusammen leben wollen.“ (...)

Und was wünscht ihr euch, wie sollte sich das Ausland, besonders die europäischen Regierungen, verhalten?

Sarabi: „Europa sollte vor allem das islamische Regime nicht mehr unterstützen, sie sollen sie fragen: Warum verletzt ihr die Menschenrechte? Wenn die Medien umfangreich berichten, weiß das Regime: die Welt schaut zu.“

Zam: „In den letzten 38 Jahren sprechen die europäischen Regierungen zwar immer von Menschenrechtsverletzungen, aber viele europäische Unternehmen machen trotzdem Geschäfte mit dem Iran. Sie wissen um die Situation, aber machen nichts wegen den profitablen Geschäftsbeziehungen. Die europäischen Regierungen könnten sagen: Ihr macht ein Referendum, oder wir drehen euch den Geldhahn ab.“

Sarabi: „Und Iraner, die in Europa leben, könnten in den europäischen Medien frei heraus erzählen, wie eine Demokratie funktioniert, wie es ist, in einer Demokratie zu leben, und wie man den Übergang zu einer Demokratie schafft.“

Was haltet ihr davon, dass Trump die Proteste unterstützt und dass er sagt, die USA wollen den Iranern Internet bereitstellen?

Zam: „Es ist bekannt, dass das iranische Regime zahlreiche terroristische Gruppen unterstützt. Das iranische Volk stellt sich dagegen. Warum sollen die USA also nicht das iranische Volk unterstützen? Es wäre gut, wenn die Iraner freies Highspeed-Internet bekommen, um miteinander in Kontakt zu kommen. Werben Sie bitte dafür! Ich glaube, dann wäre in einem Monat das iranische Regime weg.“