Dienstag, 06.02.2018 / 14:46 Uhr

Syrien: Jeder mit Jedem gegen Jeden

Von
Thomas von der Osten-Sacken

In den vergangenen Tagen mobilisierte die türkische Invasion in Afrin tausende von Kurden aus anderen Teilen Rojavas und sogar dem benachbarten Nordirak, die sich auf einen Solidaritätsmarsch in die umkämpfte Enklave aufmachten:

The march is said to have started with an expanding caravan that began in Shengal (Sinjar), over 641 Kilometers away from Afrin. From Shengal, the marchers advanced to the Cizire canton, before meeting with others and marching to Kobane. From Kobane, they were to rendezvous with another delegation awaiting them in Manbij before making their way to Afrin.

Um aus den östlichen Teilen Rojavas nach Afrin zu gelanden, muss enntweder türkisch kontrolliertes Territorium durchquert werden (grün) oder ein aber Gebiet, dass unter Kontrolle des Assad Regime steht (rot):

Bild entfernt.

Die die Türkei wohl kaum tausende von PYD Unterstütztern passieren lassen würden nahmen diese den anderen Weg und wurden von syrischen Truppen auch durchgelassen. Aber nicht nur Demonstranten, es mehren sich Berichte, dass die YPG auch militärischen Nachschub aus Manbij nach Afrin durch dieses Gebiet verlegt.

Das aber heißt, diese Einheiten werden von den USA durchgelassen, die in Manbij (ganz rechts im Bild) mit der SDF/YPG verbündet sind. Folglich findet offenbar eine de facto Kooperation zwischen US-Truppen und syrischer Armee statt, damit diese kurdischen Einheiten überhaupt passieren können, eine Kooperation die wiederum de facto gegen den Nato-Partner Türkei gerichtet, dessen "legitime Sicherheitsinteressen" die USA angeblich bestens verstehen.

Derweil droht die Türkei erneut, in Manbij einmarschieren zu wollen.

Nur zur Erinnerung: Eigentlich sind sowohl YPG als auch die Türkei offiziell, Russland und das Assad Regime eher inoffiziell, Teil jener von Obama zusammengschusterten Koalition gegen den Islamischen Staat. Inzwischen gibt es kaum noch Mitgleider dieser Koalition, die nicht gegeneinander kämpfen, während kurzfristige taktische Bündnisse jederzeit möglich sind.

Eine langfristige politische Strategie verfolgt dabei niemand mehr und ein wenig erinnert die Konstellation an die irrsten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, als so gut wie Jeder mit Jedem gegen Jeden irgendwie zusammenarbeitete bis Jeder irgendwann ein wenig den Überblick verlor, mit wem er eigentlich warum gerade welches taktische Bündnis eingegangen war.