Donnerstag, 30.08.2018 / 12:46 Uhr

Chemnitz: Arabo-islamische Jugendgangs?

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Kaum wurde nach den tödlichen Messerstichen in Chemitz bekannt, dass die Polizei zwei junge Männder festgenommen hatte, die aus dem Irak und Syrien stammten, wussten in sozialen Medien unzählige Menschen über den Hintergrund der Tat Bescheid: das seien "arabo-islamische Jugendgangs" las man "arabische Gewaltmenschen" oder der Tote, Daniel Hilbig, sei Opfer einer islamistischen Gewalttat geworden. Zwar war bis dahin wenig mehr bekannt als die Herkunftsländer der beiden, aber wer mag heutzutage, in Zeiten von Facebook und Twitter, schon abwarten, bis Ermittlungsbehörden weitere Einzelheiten bekannt geben? Das wäre ja langweilig, man wirkte ganz inaktuell.

Nun also, fünf Tage später werden wirklich erste Einzelheiten über die Tatverdächtigen bekannt: Einer der beiden stammt aus dem Nordirak und ist Kurde, der andere Syrer und wohl ebenfalls Kurde.

Mit den arabischen Jugendgangs war es also schon mal nichts gewesen. Und mit dem Islam?

Zwei Facebook-Seiten werden den beiden zugeordnet. (Auch wenn man noch eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte, deutet vieles hin, dass es ihre Seiten sind.)

Und scrollt man sich  durch die zugänglichen Beiträge, dann sieht man zwei junge Männer, die sich ganz kurdisch-nationalistisch geben, Bilder von Massoud Barzani teilen und es offensichtlich mit Religion und Jihad sehr wenig am Hut haben.

 

Selfie mit Barzani Tattoo
Selfie mit Barzani Tattoo

 

Ja, hätte irgendwer sie vor dem vergangenen Sonntag interviewt, vieles spricht dafür, sie hätten  erklärt, dass die Kurden die meisten Opfer im Kampf gegen den Islamischen Staat erbracht hätten, ganz modern eingestellt seien und Barzani ein treuer Verbündeter des Westens sei.

Manchmal, das zumindest ist eine Lehre aus dieser Geschichte, sollte man einfach abwarten, bis in Kriminalfällen - und um so einen handelt es sich in Chemnitz - zumindest erste  Einzelheiten bekannt werden.