Dienstag, 07.11.2023 / 21:56 Uhr

Sudan: Keine Waffenruhe, sondern mehr Massaker

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Titelbild der Furche aus dem August 1992, Bildquelle: Die Furche (Archiv)

Schon über sieben Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebe sind die Folge des blutigen Konflikts im Sudan. Ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht.

 

Erneut sind Friedensverhandlungen ohne Resultat abgebrochen wurden:

Verhandlungen über eine Waffenruhe im Sudan sind vorerst erneut gescheitert. Die sudanesische Armee und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die einander seit mehr als sechs Monaten in dem Land am Horn von Afrika bekriegen, konnten sich bei von den USA und Saudi-Arabien vermittelten Gesprächen im saudischen Dschidda nicht auf eine Feuerpause einigen. Das teilte das saudische Außenministerium mit.

Überall im Land kommt es zu systematischen Übergriffen auf Zivilisten, ganz besonders schlimm ist die Lage erneut in Darfur:

Reports from West #Darfur received today unveil that 773 African civilians including mostly teenagers, but women and elderly as well, have been massacred by the Jihadi #Janjaweed in the #Geneina area. Reports talks about hundreds burned and many detained and brutalized on their way for exodus. The Janjaweed are allies to a network of militias in the Middle East and North Africa that includes #Hamas and #Hezbollah. Voices from Darfur are urging the US and Europe, as well as the Arab League to intervene at once.

 

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Offenbar gelang es den Rapid Support Forces (RSF), die sich aus den Reihen der ehemaligen Janjaweed Milizen gebildet haben - genau jenen Milizen, denen schon vor Jahren vorgeworfen wurde in Darfur Völkernord begangnen zu haben -,  große Teile Darfurs zu erobern:

Under Abdul Rahim Hamdan Dagalo, the RSF in recent weeks has secured control of four of Darfur’s five states.

Only North Darfur and its state capital al-Fasher remain in the hands of the Sudanese Armed Forces (SAF). Yet there are signs that SAF presence there, too, is at risk.

Adam Haroun, a Nyala resident, told MEE that the RSF has targeted Black African civilians in revenge attacks since taking full control of the city as well.

“The situation in Nyala city after the seizure of the city by the RSF and its Arab militias is relatively calm. But there are incidents of revenge attacks,” he said.

“Even if people don’t like the RSF they have no choice but to accept the situation as it is.”

Similarly in Zalingi, a source, who remains anonymous for security reasons, said RSF fighters killed civilians, abused women and drove people from their homes after taking the city on 31 October.

Zu befürchten steht nun, dass die RSF die Massenmorde und Vetreibungen an der Bevölkerung Darfurs weiter führen. Schon im Sommer warnte deshalb der kenianische William Ruto„Es gibt bereits Anzeichen eines Völkermords“.

Wie es in Darfur vor zehn Jahren aussah, daran erinnert ein Text von Amnesty International aus dem Jahr 2004:

Zehn Jahre nach Ruanda ist es wieder geschehen: In der sudanesischen Region Darfur wurden Tausende Frauen, Männer und Kinder brutal umgebracht. Die mit Regierungstruppen verbündeten Janja-wid -Milizen trieben 1,4 Millionen Menschen in die Flucht, vergewaltigten Frauen und Mädchen, zerstörten ihr Hab und Gut.

Über diese Fakten herrschen heute kaum Zweifel. Die leer gefegten Landstriche wurden von internationalen Delegationen, darunter VertreterInnen von Amnesty International (AI), besucht und dokumentiert, ebenso die Flüchtlingslager und die zerstörten Dörfer. Unbestritten ist auch, dass die Vertriebenen unmittelbar an Leib und Leben bedroht sind. Doch was genau ist in Darfur geschehen? Wie viele Menschen müssen sterben, damit eine Täterschaft des Völkermordes angeklagt werden kann?

Zehn Jahre nach den zehn Jahren also finden die nächsten Massenmorde und Massaker statt und wahrscheinlich wird irgendwann auch eine UN-Kommission eingesetzt, die dann, wenn erneut Landstriche leer gefegt sind, untersucht, ob es sich um einen Genozid handelte oder nicht. Und irgendwer wird in einer Sonntagsrede bestimmt auch irgendwas von "Nie wieder" erzählen. Das war nach Ruanda so, nach dem letzten Mal in Darfur und auch 2014, als der Islamische Staat den Sinjar überrollte.