Entsorgung von radioaktivem Müll

Suche nach einer Schimäre

Seite 3 – Protest ist auch im Erzgebirge vorprogrammiert

Das Grundproblem besteht in jedem Fall: Es wurde und wird Atommüll ­produziert, der irgendwo in der Bundes­republik eingelagert werden muss. Ein Ort muss also gefunden werden. Würden die falschen Vorgaben des ­derzeitigen Entsorgungsvorhabens berichtigt, ließe sich sachlich über eine mögliche Lagerstätte reden: das Erzgebirge. Dort förderte das Unternehmen Wismut zu DDR-Zeiten Uran.

Für das Erzgebirge spricht, dass die Region jahrhundertelange Erfah­rung mit Bergbau besitzt und dieser in der dortigen Öffentlichkeit weiterhin einen hohen Stellenwert innehat – jedoch nur in nostalgischer Hinsicht. Ein neuer Großauftrag für den Bergbau im Erzgebirge könnte die wirtschaftliche Dauerdepression lindern.

Allerdings sind Bergbauregionen von der derzeitigen Standortsuche ausdrücklich ausgenommen, da die in Frage kommenden tiefgelegenen Lagerstätten nach Angaben offizieller Stellen durch den vorherigen Abbau beeinträchtigt sind. Das Argument leuchtet aber nur ein, wenn man der Schimäre eines »dauerhaft sicheren Endlagers« nachjagt. Reduziert man die Funktion auf einen längerfristigen, aber zeitlich begrenzten Untertagebetrieb, dürfte man auf die Qualifikationen und die Infrastruktur in einer Bergbauregion kaum verzichten wollen.

Zudem handelt es sich beim Erzgebirge um ein altes und geologisch relativ stabiles Gebirge. Zwar kommt es dort gelegentlich zu sehr leichten Schwarm­beben, derartige Erdbeben treten aber beispielsweise auch im als Standort in Betracht gezogenen Fichtelgebirge auf. Sie wären also kein alleiniges Ausschlusskriterium für das Erzgebirge.

Erdbebengefahren kommen Entscheidungsträgern recht gelegen, um die eigene Region grundsätzlich als Standort auszuschließen. Denn ein Lager für Atommüll kommt beinahe einer biblischen Strafe gleich, auch im Erzgebirge dürfte sich Protest gegen ein solches Vorhaben einstellen. Dies wäre nur mit einer gesamtgesellschaftlichen Unterstützung und deutlichen Anreizen für die Region auszugleichen.

Dabei wäre ein solcher Protest nichts Schlechtes, im Gegenteil: Zustände wie im Wendland wären schon allein deshalb wünschenswert, damit ein anderes Dauerthema als Pegida Dresden und sein Umland beschäftigt.