Mittwoch, 31.07.2024 / 11:27 Uhr

Hamas-Chef Ismael Haniyeh in Teheran getötet

Ismael Haniyeh, Bildquelle: Wikimedia Commons

Der Chef der Hamas, Ismael Haniyeh, wurde in Teheran durch einen Anschlag getötet. Die Hamas macht Israel dafür verantwortlich.

Die Meldung, dass der Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh getötet wurde, wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach kolportiert und erwies sich jedes Mal als falsch. Sein Tod wurde schon im Oktober 2023, November 2023 und März 2024 gemeldet. 

Doch diesmal scheint es anders zu sein. Am 31. Juli 2024 berichtete zuerst die iranische Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf eine Erklärung des Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC), dass Ismail Haniyeh, der Chef der Hamas, in Teheran getötet worden sei. Auch die Tehran Times, Al Jazeera und Moskau brachten die Nachricht. Newsweek war die erste westliche Zeitung, die die Meldung verbreitete.

Die Nachricht sorgte weltweit für Aufsehen und führte zu verschiedenen Reaktionen. Die PR-Abteilung der IRGC erklärte, dass der Angriff am frühen Mittwoch stattgefunden habe und die Ursachen des Vorfalls noch immer unklar seien. Die Terrorgruppe Hamas erklärte, Haniyeh sei während seines Besuchs in Teheran anlässlich der Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten angegriffen worden.

In einer von Reuters zitierten Erklärung betrauerte die Hamas den Tod Haniyehs und behauptete, dass der „heimtückische“ Angriff von Israel verübt worden sei. Vertreter der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) lehnten es ab, den Tod Haniyehs zu kommentieren und sagten, sie „reagieren nicht auf ausländische Medienberichte“.

Die genauen Umstände seines Todes sind unklar, was zu vielen Spekulationen führte. Einige vermuten, dass Israel dahintersteckt, obwohl es keine offizielle Bestätigung aus Tel Aviv gibt. Dieser Verdacht rührt daher, dass Israel seit dem 7. Oktober angeblich Jagd aufführende Hamas-Mitglieder macht, um Vergeltung für das antisemitische Massaker vom 7. Oktober zu üben. Aus Israel kamen gemischte Reaktionen. Während einige Politiker schwiegen, gab es Spekulationen über mögliche Auswirkungen auf die Sicherheitspolitik des Landes. Die USA und andere westliche Länder beobachten die Lage ebenfalls genau, insbesondere in Bezug auf die humanitäre Situation in Gaza, die durch die jüngsten Eskalationen weiter verschärft wurde.

Die Reaktionen aus der Region sind gemischt. Iranische Offizielle betitelten Haniyeh als Märtyrer, ein Symbol des palästinensischen Widerstands gegen Israel. Iran hat in der Vergangenheit stets seine Unterstützung für die Hamas betont und sieht Haniyehs Tod als weiteren Beweis für die Notwendigkeit ihres Engagements. Im Westjordanland verurteilte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Ermordung Haniyehs und nannte sie eine „feige Tat und gefährliche Entwicklung“. Politische Gruppierungen in den besetzten Gebieten riefen aus Protest gegen den Mord zu Streiks auf.

Auch die Hisbollah im Libanon äußerte sich zu dem Vorfall. Ihr Anführer Hassan Nasrallah bedauerte den Tod Haniyehs und betonte die Solidarität mit der Hamas. Die Hisbollah sieht in diesem Vorfall eine Gelegenheit, die Bindungen zu Iran zu stärken, das als ihr Hauptunterstützer gilt. Haniyehs Tod könnte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Israel und den Palästinensern weiter verschlechtern und die Region destabilisieren. Zudem stellt sich die Frage, wie die internen Strukturen der Hamas nach dem Verlust einer so zentralen Figur wie Haniyeh aussehen werden.

Hani Mahmoud von Al Jazeera, der sich in Deir el-Balah im Gazastreifen aufhält, sagte, dass Haniyehs Tod für die Bevölkerung des Gazastreifens „bedeutend“ sei, da er der Verhandlungsführer gewesen sei, von dem sie gehofft hatten, er würde zu einem Waffenstillstand führen. „Die Palästinenser im Gazastreifen betrachten Ismail Haniyeh als einen gemäßigten Hamas-Führer, der im Vergleich zu anderen Führern an der Spitze der militärischen Seite der Bewegung viel pragmatischer ist.“

Haniyehs Ermordung könnte den bisher schwersten Bruch in der Hierarchie der Hamas darstellen, nachdem es im Laufe des Konflikts bereits mehrere prominente Opfer gegeben hatte. Israel hat die Tötung mehrerer hochrangiger Hamas-Funktionäre für sich beansprucht, darunter vor allem Haniyehs Stellvertreter Saleh al-Arouri bei einem Luftangriff in Beirut im Januar und den zweiten Befehlshaber des militärischen Flügels der Al-Qassam-Brigaden, Marwan Issa, bei einem Überfall im Zentrum von Gaza im März.

 

Quellen:

Hamas chief Ismail Haniyeh martyred in Tehran - Tehran Times

Hamas leader Ismail Haniya was killed in a bombing in Tehran (voz.us)

Hamas political chief Ismail Haniyeh assassinated in Iran | Israel-Palestine conflict News | Al Jazeera

Hamas Politburo chief Haniyeh killed in Tehran - Oreanda-News

Hamas Chief Ismail Haniyeh Killed in Iran as Gaza War Tensions Spiral - Newsweek