Bayerns Freundschaft zum Regime in Lomé

München, Togo

Kommt er nach Afrika, fühlt sich der Bayer in Togo am wohlsten. Bei Bratwurst und Sauerkraut, Weißbier und Brezen läßt es sich in den Wirtshäusern "Marox" und "Alt-München" auch bei Lufttemperaturen um die 35 Grad Celsius aushalten. Daß solches sechs Grad nördlich des Äquators möglich ist, das verdankt der Bayer vor allem einem gewissen Josef März. Als echter Bayer begeisterte sich der Rosenheimer fürs Brauereiwesen, für Franz Josef Strauß und für Rindviecher. Und als Bayer mit neokolonialem Geschäftssinn verstand er es, diese einträglichen Hobbys ausgerechnet in dem westafrikanischen Staat zur Deckung zu bringen.

Die Elite der Hauptstadt Lomé trinkt am liebsten Bier aus Märzens Rosenheimer Brauerei und die Großkopferten von der CSU durften sich jahrelang über März-gesponserte Safari-Ausflüge in die nordtogolesische Steppe freuen. Ziemlich schnell gelang es März' Marox-Konzern unter diesen Umständen, einen Großteil von Togos Nahrungsmittelsektor unter seine Kontrolle zu bringen.

Insgesamt erinnerten diese Zustände stark an die verflossenen Zeiten des deutschen Kolonialreiches; doch wer das in Togo aussprach, der machte Bekanntschaft mit den Streitkräften, die auch sonst nie zimperlich waren, wenn es jemand einfiel, das Regime des Diktators Gnassingbé Eyadéma zu kritisieren. Amnesty international berichtet von mindestens sieben Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren, für die die Armee in dem Drei-Millionen-Einwohner-Staat allein 1997 verantwortlich war. Die EU hat Togo alle Entwicklungshilfegelder gestrichen, seit das Regime am 25. Januar 1993 vor den Augen einer deutsch-französischen Delegation eine oppositionelle Demonstration niederkartätschte, wobei 25 Menschen getötet wurden.

Doch der alten Freundschaft zwischen Bayern und Togo kann das keinen Abbruch tun. Als ob es dafür noch eines Beweises bedürfte, haben die Bayern auf ihrem Staatsgebiet der togolesischen Regierung eine eigenen Verhörraum mit exterritorialem Status errichtet. Für zwei Tage wurde aus einem Flüchtlingswohnheim im Münchener Norden eine Außenstelle der Botschaft der Republik Togo. 173 abgelehnte Asylsuchende aus dem westafrikanischen Land bekamen hier von Beamten des Folterregimes "die nötigen Heimreisedokumente". Den Anwälten der Einbestellten, zwei Landespolitikerinnen von SPD und Grünen, die sich das merkwürdige Prozedere ansehen wollten, verwehrten bayerische Polizisten den Zutritt. Begründung: Bei dem Asylbewerberheim handle es sich kraft eines dort befindlichen togolesischen Schreibtisches nun um Hoheitsgebiet der Republik Togo. Was aber - siehe oben - ohnehin keinen großen Unterschied macht. Vielleicht sollten Bayern und Togo eine Konföderation gründen.