Rumort!

Der letzte linke Student XXVII

Der letzte linke Student ist berührt. Vom Wind. Genauer: vom Wind des Aufschwungs. Denn: es geht voran mit der Linken. Weil: das Volk zu sich kommt. Indem es: rumort. Zum Beispiel: im Supermarkt. Das hat der letzte linke Student genau beobachtet. Und er hat es: durchanalysiert. Die Analyse hat er diskutiert. Diskutiert hat er mit dem Radikalsten. Der Radikalste ist ein neuer Freund. Und er ist: ganz links außen. Der Radikalste sagt: »Man muss seine Gruppe reinigen. Sonst wird sie bald rechts.« Der letzte linke Student mag den Radikalsten. Denn: der Radikalste bringt Sachen auf den Punkt.

Doch heute: mag der letzte linke Student den Radikalsten nicht. Denn: der Radikalste hat ihn verlacht. Und zwar: verächtlich verlacht. Weil: der Radikalste sagt: »Das Volk muss zu den Waffen getrieben werden. Was nur durch Hunger und Not geht. Dein bisschen Rumor nützt da wenig.«

Da schüttelt der letzte linke Student den Kopf. Denn: »Rumoren ist eine Unmutsbezeigung.« So steht es in seinem goldenen Notizbuch. Und weiter: »Wer unmutig ist, will die Gesellschaft verändern.« Aber das gefällt dem letzten linken Studenten nun nicht mehr. Weil es: nicht richtig ist. Darum: killert er den Satz aus. Er schreibt: »Rumor sucht einen Feind. Und der Feind lässt Gewaltgefühle aufkommen. Und Gewaltgefühle bringen dann endlich den Umsturz.« Doch auch das gefällt dem letzten linken Student nicht. Er ist: so unentschlossen. Früher: war immer gleich alles klar. Heute: nicht. Das liegt: an den Zuständen. Wieder killert der letzte linke Student seine Sätze aus. Und schreibt jetzt: »Wir wollen alles.« Das ist: keine Analyse. Und stellt aber doch: zufrieden. Weil es: eine Forderung ist. Daher: bessert sich die Laune des letzten linken Studenten. Und auch wir sollten mal von der ewigen Denkerei ablassen und uns mit dem, was wir haben, zufrieden geben!

jörg sundermeier