Der österreichische Nazi Gerd Honsik leugnete den Holocaust und paktierte mit Islamisten

Die Heimat ruft

Gerd Honsik, Holocaust-Leugner und Feind Israels, wurde in Spanien verhaftet und soll nach Österreich ausgeliefert werden.

Wien. In der Nähe von Malaga ging Gerd Honsiks Flucht nach 15 Jahren zu Ende. Spanische Polizisten verhafteten den 66jährigen Neonazi aus Österreich Ende August. Nun droht dem »meistverfolgten deutschen Dichter« (Honsik über Honsik) die Auslieferung nach Wien, wo eine mindestens 18monatige Haftstrafe und ein weiterer Prozess nach dem NS-Verbotsgesetz auf ihn warten.

Die deutsche »Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene« rief umgehend zu Protesten beim spanischen Justizministerium auf. In Madrid hatten Neonazis und Falangisten bereits mehrmals gegen die drohende Auslieferung Honsiks demonstriert, der zu einer Führungsfigur in der internationalen Neonaziszene aufgestiegen war. In Wien versucht sein Anwalt Herbert Schaller, die Auslieferung mit allen Mitteln zu verhindern.

Die Verhaftung erfolgte auf der Basis des Gesetzes über die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen und per europäischem Haftbefehl. Da die Leugnung der Shoah in Spanien nicht strafbar ist, wies die spanische Regierung die österreichischen Auslieferungsgesuche früher stets zurück. Nach dem Rahmenbeschluss der EU zur Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Frühjahr wurde jedoch die unfreiwillige Heimkehr Honsiks wahrscheinlicher.

Mit diesem Beschluss wird zwar nicht die Leugnung oder Verharmlosung, sondern nur die »öffentliche Duldung« von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Strafandrohung gestellt. Dafür ist die öffentliche Propagierung von Rassismus, unter welchem die EU den Antisemitismus subsumiert, in allen Mitgliedsländern strafbar geworden. Honsik weist daher mit Nachdruck jeden Rassismusvorwurf von sich. Die »Holocaust-Leugnung« gesteht er zwar plötzlich ein, versichert aber umso heftiger, dass er kein Antisemit sei.

Honsik begann seine Karriere im Milieu Ende der fünfziger Jahre in einer Burschenschaft. Bereits 1961 wurde er erstmals verhaftet, nachdem er Schüsse auf das Parlament abgegeben und einen Brandsatz gegen die italienische Botschaft geschleudert hatte. Seine Versuche, jenseits der bestehenden rechtsextremen Parteien und Gruppen neue zu etablieren, wurden in der Regel von den Behörden vereitelt. Zuletzt scheiterte er 1990, als er mit der »Liste ›Nein zur Ausländerflut!‹« im Wahlkreis Wien zu den Nationalratswahlen antreten wollte.

In der Folge verlegte er sich mehr und mehr auf die systematische Leugnung von NS-Verbrechen. Im Jahr 1992 wurde er für sein Machwerk »Freispruch für Hitler? 36 Zeugen wider die Gaskammer« von einem Wiener Geschworenengericht zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Noch bevor über seine Berufung gegen die Haftdauer entschieden werden konnte, setzte sich der Neonazi nach Spanien ab, wo er vergeblich um Asyl ansuchte.

Dort betätigte er sich ungehindert weiter: Neben dem Verfassen und Vertreiben zahlreicher Bücher und seiner antisemitischen Hetzschrift Halt betrieb er eine eigene Homepage. In jüngster Zeit belästigte er überdies Politiker und Journalisten mit einer wahren Flut von E-Mails. Diese dauernden Provokationen, gepaart mit Verhöhnungen des Rechtsstaats, vergrößerten die Bereitschaft der zuständigen österreichischen Behörden, die Anstrengungen zu seiner Verhaftung und Auslieferung zu erhöhen. Auch in Deutschland sah man das Treiben des österreichischen Neonazis, der immerhin im vergangenen Jahr Bundeswehroffiziere öffentlich zum Putsch aufgerufen hatte, mit zunehmender Besorgnis.

Im spanischen Exil konnte er seine internationalen Kontakte – vor allem in arabische Staaten und in den Iran – intensivieren. Die ideologische Basis dieser Verbindungen stellt der Antizionismus dar. Bereits 1986 verfasste Honsik einen »Aufruf an die arabische Welt«, demzufolge die »Entlarvung der Judenvergasung als den größten Propagandaschwindel der Weltgeschichte« für »zwei Nationen« von »ungeheurer Wichtigkeit« sei: »Für das deutsche Volk, um aus der Versklavung zu erwachen, und für die arabische Welt, um Israels Aggressionskraft dort zu erschüttern, wo diese Kraft tatsächlich entspringt. Nämlich in der Sympathie und dem Mitleid, die das verführte amerikanische Volk seinen zionistischen Beherrschern entgegenbringt.«

Zur Stärkung der »traditionellen deutsch-arabischen Freundschaft« brachte er im Jahr 2002 ein Buch des neonazistischen Islamisten Ahmed Rami heraus. Das Buch sollte »alle gut gesinnten Deutschen in der Freundschaft zum Islam, der ein friedfertiges und sittliches Bollwerk der Menschheit gegen Materialismus und Geldherrschaft verkörpert, bestärken helfen«. Gleichzeitig beklagte er die »Neigung unserer Politiker (…), eine antiislamische Stimmung zu verbreiten und den Begriff ›Heiliger Krieg‹ als terroristisch zu verleumden«. Umgekehrt wurde 2003 im Hamas-Organ Al-Risala die Verfolgung des »österreichischen Autors Gerd Honsik« beklagt. Zuletzt hätte der Neonazi im Dezember 2006 zur Konferenz der Holocaust-Leugner nach Teheran reisen sollen. Aus Angst, in die Fänge der »Zionisten« zu geraten, zog er es jedoch vor, im damals noch sicheren Spanien zu bleiben. Als Ersatz schickte er seinen Anwalt Schaller, der dort über die »strafrechtliche Seite des Holocaust-Problems« sprach.

Kurz darauf durfte Honsiks Rechtsstreiter »wider die Gaskammer« gar einen Gastkommentar in der regierungsamtlichen Wiener Zeitung publizieren. Der dafür verantwortliche Redakteur reklamierte hierfür in bewährter Manier die Meinungsfreiheit. Tatsächlich wird in Österreich die Strafbarkeit von Geschichtsfälschungen heutzutage nicht mehr nur von Neonazis kritisiert. Auch die FPÖ fordert mittlerweile die Abschaffung oder zumindest die Entschärfung des Verbots­gesetzes.