Gaaanz tolle Mrs. X

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Wenn man vergessen hat, der Liebsten bzw. dem Liebsten ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen, kann man sich natürlich aus der Peinlichkeit flüchten, indem man einen Gutschein für eine »gaaanz tolle Überraschung« schenkt. So ein Gutschein ist schnell ausgedruckt, gerade noch rechtzeitig zum »Happy Birthday«. Doch dann holt einen das eigene Versagen umso brutaler ein. Denn jetzt muss das noch zu besorgende Geschenk natürlich wirklich ganz besonders toll sein. Tja, da sitzt man nun in der Tinte.
Die Linkspartei strotzt derzeit nur so vor Selbstbewusstsein und hat alle Annäherungsversuche Gesine Schwans und des zuständigen SPD-Stabs großmäulig von sich gewiesen. Gregor Gysi ließ sich mal zu einem Treffen bitten, das war es aber schon. Eine eigene Kandidatin wollte man präsentieren, die wirklich links ist, eine wirklich tolle. Doch dann – hatte man keine.
Nun sucht die Partei verzweifelt; verkündet mal, sie habe jemanden ganz tolles gefunden, und dann, alles sei offen. Die bizarrs­ten Namen werden gehandelt bis hin zum geistig-moralischen Suicidebomber Jürgen Todenhöfer. Doch die Linkspartei braucht ja eine ganz spezielle Kandidatin, die neben einem Schwan nicht wie ein hässliches Entlein wirken darf: Frau sollte sie sein, aber Uta Ranke-Heinemann hat man ja schon 1999 verheizt. Aus dem Osten wäre schön, aber Angela Merkel hat schon ein Amt. Links wäre prima. Zumindest so links wie Christa Luft, aber ob Oskar Lafontaine die ehemalige DDR-Wirtschaftsministerin überhaupt kennt, weiß man nicht. Und Sarah Wagenknecht kennt er zwar, aber sie ist wohl zu jung für das Amt.
Vielleicht sollte die Linkspartei das Gutscheinprinzip konsequent durchziehen. Sie lässt eine »Mrs. X« antreten, eine »gaaanz tolle« Kandidatin. In der Bundesversammlung könnte man sie hinter einer Schattenwand präsentieren. Und sollte sie entgegen allen Erwartungen tatsächlich gewählt werden, kann man sich immer noch auf die Suche machen. Aber klar, dann sitzt man erstmal in der Tinte.