»Thor Steinar« macht in Hamburg dicht

Auszug der Wüstenfüchse

Der Hamburger »Thor-Steinar«-Laden schließt nach nur einem Monat.

Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte für Antifas. Erst vor knapp einem Monat eröffnete in einer Einkaufspassage in Hamburg mit dem Ladengeschäft »Brevik« die erste Verkaufsstelle für Kleider der Marke »Thor Steinar« in den westlichen Bundesländern. Zum 25. Oktober schließt der Laden wieder – wegen des enormen öffentlichen Drucks.

Alles hatte so unkompliziert begonnen für die HSH Nordbank. Ein Mieter mit Namen Meusel bewarb sich bereits vor einigen Monaten mit seiner Firma »Protex« um ein Ladenlokal in der hauseigenen Einkaufspassage, die als »Rundum-Erlebniswelt« in der Innenstadt »eine kleine Welt für sich« bietet, zumindest der eigenen Werbung nach. Da passte doch ein Laden mit »funktionaler Outdoorkleidung« ideal ins Konzept. Genaueres will die HSH Nordbank nicht gewusst haben. »Von der Marke ›Thor Steinar‹ war in den Mietverhandlungen nicht die Rede«, sagt die Pressesprecherin der HSH Nordbank, Gesine Dähn, der Jungle World. Bei der Bank fühlt man sich »arglistig getäuscht«. Erst durch die vielen Demonstrationen sei man auf die politische Brisanz des Ladens aufmerksam geworden.
Für Wolfram Siede vom Hamburger Bündnis gegen Rechts ist das vollkommen unverständlich. »Bei so einer exponierten Lage des Mietobjekts prüft man die Mieter doch genau. Und da wäre man bei Protex oder dem Namen Meusel doch schnell auf rechtsextreme Tendenzen gestoßen.« Die Marke »Thor Steinar« erfreut sich großer Beliebtheit in der rechtsextremen Szene. Auf den Textilien werden immer wieder Bezüge zur NS-Mythologie hergestellt. Neben Runen findet man etwa Aufdrucke wie »Wüstenfuchs« und »Luftlandedivision« auf T-Shirts.

Bereits bei der Eröffnung am 25. September demonstrierten über 100 Personen gegen den Laden, der zeitweise schließen musste. Seither fanden täglich weitere Demonstrationen vor der Passage statt. Die Polizei war ebenfalls permanent anwesend und erteilte knapp 70 Platzverweise gegen Demonstranten. Und die HSH Nordbank reagierte immer nervöser auf ihren neuen Mieter. »Wir waren überrascht, und aufgrund der prekären Sicherheitslage haben wir uns entschlossen, den Mietvertrag baldmöglichst aufzulösen«, sagt Pressesprecherin Dähn. Der Fünf-Jahres-Vertrag mit Uwe Meusel wird in beiderseitigem Einverständnis zum 31. Oktober aufgelöst. Ob die Bank eine Entschädigung an Meusel und seine Firma für den vorzeitigen Auszug zahlt, bleibt ungewiss. Gesine Dähn weist dies entschieden zurück: »Wir erstatten lediglich die entstandenen Kosten an die Firma Protex.« Deren Höhe ist wegen einer Schweigeklausel nicht zu erfahren. Der Hamburger Morgenpost sagte Uwe Meusel jedoch: »Wenn die Summe nicht angemessen gewesen wäre, hätte ich mich nicht darauf eingelassen.«
Und bald schon muss vielleicht der nächste »Thor-Steinar«-Laden schließen. Das Magdeburger Landgericht ordnete die Räumung des Geschäfts »Narvik« im Magdeburger Hundertwasserhaus bereits im Februar an. Anfang der Woche wies das Oberlandesgericht Naumburg die Berufung des Ladenbetreibers ab, der aber noch Revision einlegen kann.