Halbmond und Kalaschnikow

»Ich wollte, dass meine Kinder dort hingehen, aber mir wurde gesagt, dass Anwohner nicht zugelassen seien«, erzählt Hirona Begum. Von Wasser umgeben und nur über eine Zugbrücke erreichbar, war das Gebäude der NGO Green Crescent in Bhola ein geheimnisvoller Ort. Eine Schule und ein Waisenhaus sollte es sein, doch eine Razzia am Dienstag der vergangenen Woche förderte etwas anderes zutage. Soldaten der Antiterroreinheit Rapid Action Battalion fanden neun Waffen, 3 000 Patronen, größere Mengen Sprengstoff sowie Material für den Bau von Schusswaffen und Bomben. Auch für die ideologische Ausbildung war gesorgt. »Wir haben einige gewöhnliche islamische Bücher gefunden, aber auch andere, die auf der Linie von bin Laden sind«, berichtete Oberstleutnant Munir Haque.
Die NGO Green Crescent wurde 1998 von Studenten aus Bangladesh und Großbritannien gegründet, angeblich, um »das Leben derjenigen zu verbessern, die sehr wenig besitzen«. Die Orga­nisation ist an Projekten in Bangladesh und Pakistan beteiligt. Vergangene Woche wurden vier Mitarbeiter von Green Crescent und Faisal Mostafa, Chemiker und Leiter der NGO, festgenommen. Mostafa musste sich bereits 1996 und 2002 wegen der Beteiligung an Bombenanschlägen vor Gericht verantworten, in beiden Fällen wurde er freigesprochen. Andrew Hind, Direktor der britischen Charity Commission, ist nun »sehr besorgt« und will in Kooperation mit den Behörden »herauszufinden, ob die Hilfs­organisation in terroristischen Aktivitäten verwickelt ist«. Dass international operierender Jihadisten NGO als Tarnorganisationen nutzen, ist seit längerem bekannt, doch gelingt es nur selten, konkrete Fälle aufzudecken. Da die neue Regierung Bangladeshs befürchtet, dass Islamisten an einer Militärrebellion im Februar beteiligt waren und Anschläge vorbereiten, hat sie eine landesweite Untersuchung jihadistischer Aktivitäten angeordnet.   lt