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Ungeachtet der intensiven Bemühungen zahlloser Donaldisten ist es nie gelungen, das Vermögen Dagogert Ducks exakt zu berechnen. Seriöse Schätzungen gehen von mehr als fünf Fantastillliarden aus, und Dagoberts solides Geschäftsmodell (Jungle World, 45/08) ist krisenfest. Nicht ganz so gut geht es dem Disney-Konzern, der Ende Juli sinkende Profite melden musste. Im zweiten Quartal waren die Gewinne um 26 Prozent auf 954 Millionen Dollar gefallen, vor allem die Themenparks verzeichneten geringere Einnahmen, aber auch die DVD-Verkäufe gingen zurück. Doch Disney verfügt noch über genug Kapital, um Marvel Entertainment zu kaufen. Am Montag wurde bekannt gegeben, dass die Manager beider Unternehmen sich geeinigt haben. Für vier Milliarden Dollar erwirbt Disney 5 000 Marvel-Charaktere, Superhelden, Superschurken und zwielichtige Gestalten. Marvel kann vor allem vom größeren Verkaufsnetzwerk des Disney-Konzerns profitieren. Disney hofft, mit den Marvel-Superhelden seinen Marktanteil unter jungen Männern erhöhen zu können. Wie bei allen Fusionen ist zu erwarten, dass die so genannten Synergieeffekte zu Ent­lassungen führen werden. Die Aktionäre von Marvel müssen dem Verkauf noch zustimmen, auch die Genehmigung der Kartellbehörde für die in diesem Jahr größte Firmenübernahme im Medienbereich steht noch aus.
Manche Marvel-Fans sorgen sich jedoch weniger um die ökonomischen und sozialen Folgen der Übernahme. »Aus großer Macht folgt große Verantwortung«, weiß Spiderman. Wissen das auch die Disney-Manager? Werden sich die Superhelden in einem auf Mäusen und Enten aufgebauten Imperium noch frei entfalten können? Stan Lee, Zeichner und Miterfinder der bedeutendsten Superhelden, versucht, solche Bedenken zu zerstreuen. Er hat sich aus der Unternehmensführung von Marvel zurückgezogen, genießt unter den Fans aber einen legendären Ruf. »Für mich ist die Disneyfizierung keine schlechte Sache«, sagte der 86jährige Lee und verweist auf Filme wie »Fluch der Karibik«. Tatsächlich hat sich der Disney-Konzern, der mit Donald Duck den wohl bedeutendsten zeitgenössischen Philosophen unter Vertrag hat, um die Erwachsenenbildung mindestens ebenso verdient gemacht wie Marvel.