Das militärische Abkommen zwischen Kolumbien und den USA

War on Drugs&Farc

Die meisten südamerikanischen Staatschefs zeigten sich auf dem Gipfel der Unasur skeptisch gegenüber dem militärischen Kooperationsabkommen zwischen USA und Kolumbien.

»Vorsicht walten lassen und Suppe essen hat noch niemandem geschadet!« Der brasilianische Präsident Luis Inácio Lula da Silva liebt Sprichwörter. Mit dieser Volksweisheit erklärte er auch seine Skepsis gegenüber dem Abkommen über eine Kooperation in militärischen Fragen zwischen Kolumbien und den USA vom 14. August. Immerhin teilt Brasilien mit Kolumbien eine lange Grenze im Amazonasgebiet, die USA könnten an den natürlichen Ressourcen in der Regi­on interessiert sein, lautete Lulas Befürchtung.
Auf dem Gipfel der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur), der am Freitag voriger Woche in San Carlos de Bariloche tagte, war Lula nicht allein mit seiner Vorsicht. Fast alle anwesenden Regierungschefs äußerten ihre Skepsis gegenüber der Militärkooperation zwischen den USA und Kolumbien.
Das Treffen widmete sich ausschließlich der Frage der wachsenden US-Militärpräsenz in Kolumbien. Während Venezuelas Präsident Hugo Chávez polterte, das Abkommen zwischen Kolumbien und den USA richte sich hauptsächlich gegen ihn und seine Regierung, verteidigte Uribe die Abmachung. Sie richte sich ausschließlich gegen Drogenhändler und die Farc-Guerrilla und schließlich sei nichts Besonderes dabei. Immerhin seien US-amerikanische Truppen seit 1952 in Kolumbien anwesend. Lula brachte die verbreitete Skepsis auf den Punkt mit der Frage, wie effizient denn diese Militärhilfe sei, wenn sowohl die Guerilla als auch der Drogenhandel weiter bestehen.

Ganz unberechtigt sind die Bedenken der südamerikanischen Staatschefs nicht. In veröffentlichten Studien des Aerial Mobility Command der USA werden die kolumbianischen Stützpunkte als strategisch wichtig bezeichnet. Zwar bleibt die Kontrolle der Basen in kolumbianischer Hand, für größere Truppenverschiebungen sind die Stützpunkte auch nicht ausgelegt, strategische Transportflugzeuge des Typs C17 könnten jedoch auf dem Weg in andere Regionen Südamerikas oder nach Afrika und von dort aus aufgetankt werden. Solche Tankstellen brauchen die USA derzeit dringend. Im November läuft nämlich das Nutzungsabkommen mit Ecuador über den Militärstützpunkt Manta aus, und Präsident Rafael Correa machte bereits deutlich, dass er ihn nicht verlängern werde. Wollen die USA nicht ihre militärische Mobilität auf der Südhalbkugel verlieren, brauchen sie dringend Ersatz. Kleinere »Expeditionsbasen« wie die in Kolumbien können dabei von Nutzen sein.
Am vehementesten verurteilten die Präsidenten von Ecuador und Bolivien das Abkommen. Insbesondere Evo Morales verlangte, dass die Unasur den Aufbau von fremden Stützpunkten in Südamerika grundsätzlich verbieten solle. Doch am Ende einigte man sich auf eine diplomatischere Formel. Südamerika solle demnach eine »Friedenszone« bleiben, und fremde Basen, die den Frieden der Region gefährden könnten, seien zu verurteilen. Außerdem wurde gefordert, dass die US-Regierung ihre Lateinamerika-Politik erklärt.
So zeigte sich, wie isoliert Álvaro Uribe, der engste Verbündete der USA in Lateinamerika, ­inzwischen auf dem Kontinent ist. Seine Stimmung wird sich bestimmt nicht verbessert haben, als er kurz nach dem Treffen an der Schweinegrippe erkrankte. Vielleicht hört er ja auf Lulas Rat: Hühnersuppe soll bei Grippe helfen.