Über die Abrüstungspläne Barack Obamas

Gute Atomkraft, böse Bombe

Obama propagiert die nukleare Abrüstung

Wohl mit Bedacht berief sich Barack Obama für seine Initiative auf einen Mann, der des Antimilitarismus gänzlich unverdächtig ist. Der US-Präsident zitierte seinen Vorgänger Ronald Reagan, der 1986 gesagt hatte: »Ein Nuklearkrieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden.« Historiker mögen darüber streiten, ob dies tatsächlich Reagans Ansicht war, doch am Donnerstag der vergangenen Woche wollte niemand den großen Moment mit kleinlichem Widerspruch verderben.
Sämtliche 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats stimmten einer Resolution zu, die als langfristiges Ziel die vollständige Beseitigung aller Atomwaffen nennt und eine Reihe vorbereitender Schritte empfiehlt. Zwar fehlen konkrete Pläne, es könnte daher bei zukünftigen Abrüstungsverhandlungen ähnlich zugehen wie bei den Gesprächen über den Klimaschutz. Alle sind dafür, wollen aber erst handeln, wenn die anderen mindestens ebensoviel tun, sodass am Ende gar nichts geschieht. Doch um einen Propagandacoup Obamas handelt es sich wohl nicht. Käme es zu einer globalen nuklearen Abrüstung, so verfügten die USA über die mit Abstand stärkste Militärmacht und wären praktisch unverwundbar. Vermutlich werden sich eher kleinere Atommächte gegen die Beseitigung der Nuklearwaffen sträuben.
Neben der wohl nicht geringen Zahl von Militärs und Militaristen, die nach dem Vorbild von Kubricks Major Kong den Verzicht auf Atomwaffen als symbolische Kastration empfinden, muss ­Obama auch jene überzeugen, die bezweifeln, dass die Abrüstung überprüft und durchgesetzt werden kann. Nicht ganz zu Unrecht wird der Kon­trollbehörde IAEA nachgesagt, dass ihre Inspekteure erst etwas merken, wenn sie bei einem Rundgang über eine fertige Atombombe stolpern.
Solange die IAEA und die Uno sich der vermeintlich zivilen Nutzung der Atomenergie verpflichtet fühlen, wird sich das nicht ändern. Denn die Technologien für die Brennstoffgewinnung und den Atombombenbau sind die gleichen, jeder nukleare Schwellenstaat, auch Deutschland, kann in wenigen Monaten Nuklearwaffen produzieren. Dem Iran wird, wenn das Atompogramm ungehindert weitergeführt werden kann, die nötige Infrastruktur in wenigen Jahren zur Verfügung stehen. Die Atomenergie zu fördern, die Atomrüstung aber unterbinden zu wollen, ist so, als würde man einen Alkoholiker zum Entzug in einer Schnapsfabrik einquartieren.