Verehrter Herr Metternich,

ich habe aus den Medien von Ihrer neuen Aufgabe erfahren und richte nun alle Hoffnungen auf Sie. Es geht um Folgendes: Ich brauche dringend eine Million Euro als Anschubfinanzierung für meine Existenz als mittelständischer Bratwurstfabrikant. Da mir bislang sämtliche Banken trotz meines ausgereiften, innovativen und tragfähigen Konzepts keinen Kredit gewähren wollen, wende ich mich an Sie als den von der Bundesregierung beauftragten Kreditschlichter. Helfen Sie mir. Es geht nicht an, dass wir mittelständischen Leistungsträger zunächst die Banken mit unseren Steuergeldern stützen, dann aber keine Kredite bekommen. Sorgen Sie für Gerechtigkeit!
Ich weiß, Herr Hans-Joachim Metternich, Ihr Name täuscht, sie entstammen gar nicht dem so wohlbekannten Fürstenhause, mit Sekt haben Sie nichts zu tun, und DPA zitiert gar Spitzenbeamte, die skeptisch sind, ob einer wie Sie bei Josef Ackermann überhaupt einen Termin bekommt. Sie haben außer läppischen fünf Millionen Euro jährlich kein Budget, um selbst Kredite zu vergeben. Außerdem sind Sie mit 66 Jahren gerade im Rentenalter angekommen, gelten als durchsetzungsschwach und sehen ja auch eher aus wie Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer. Oder wie der kleine Bruder von Wirtschaftsminister Brüderle.
Aber immerhin, den kennen Sie gut! Aus Ihrer Zeit im Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz. Und der hat Ihnen nun netterweise den Posten des »Kreditmediators« verschafft. Sicher nicht ganz unverdient, sogar der alte Sozi Kurt Beck soll die von Ihnen aufgebaute Investitions- und Strukturbank (ISB) mit dem bärigen Reim gelobt haben, »15 Jahre stark und froh, ISB, mach weiter so!«, weil die stets den kleinen Mittelständlern half. Sie waren also selbst ein ganz sozialer Banker, Sie kennen den Wirtschaftsminister, und Sie sollen, so Ihr offizieller Auftrag, »die Beschwerden der Fremdkapital suchenden Unternehmen bündeln und konstruktive Lösungen mit der Kreditwirtschaft finden«. Hier haben Sie meine Beschwerde. Tun Sie etwas!