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Die meisten Menschen dürften Probleme haben, die Emirate Abu Dhabi und Dubai voneinander zu unterscheiden. Wer sich besser auskennt, weiß wiederum, wie eng die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen, aber auch die verwandtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Herrscherhäusern der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind. Wenn ein Emir finanzielle Probleme hat, kann das seinem noch solventen Nachbarn nicht egal sein, denn er muss befürchten, dass auch sein Ruf in der Geschäftswelt leidet. Das war wohl ein Grund für Khalifa bin Zayid al-Nahyan, den Emir Abu Dhabis, seinem Kollegen Mohammed bin Rashid al-Maktoum aus Dubai zu helfen. Am Montag sagte er zehn Milliarden Dollar für Dubai zu, dessen Staatskonzern Dubai World seine Schulden nicht mehr zahlen konnte (Jungle World 49/09).
Ein offizieller Bankrott von Dubai World hätte zu Pfändungen führen können. Das wäre nicht nur eine Blamage, sondern etwa im Fall des Hafens von Dubai auch ein ökonomisches Problem. Doch wird vermutet, dass Nahyan auch politische Ziele verfolgt. Dubai war bislang nicht nur in ökonomischer Hinsicht das liberalste Emirat, auch die vergleichsweise großen persönlichen Freiheiten und die politische Autonomie, die Maktoum verteidigte, störten die Herrscher der Nachbaremirate. Die finanzielle Abhängigkeit könnte nun dazu führen, dass Abu Dhabi, der Sitz der Zentralregierung der VAE, deren Präsident Nahyan ist, in Zukunft weitaus mehr Einfluss auf Dubai nehmen kann.
Obwohl die Regierung Dubais stolz verkünden konnte, dass nach der Bekanntgabe der Entscheidung die Börse des Emirats mit zehn Prozent die höchste Kurssteigerung seit 14 Monaten verzeichnete, bleiben bei manchen Finanzexperten Zweifel. Dubai World ist nun zwar erstmal wieder zahlungsfähig, fast die Hälfte des Kredits aus Abu Dhabi wird für die Schuldentilgung bereitgestellt. Doch habe sich »wenig geändert«, sagt Fahd Iqbal, Analyst der Investmentbank EFG Hermes. »Wir sehen weiterhin das Risiko von Schuldenproblemen.« Privatkredite wird es in Zukunft nur noch zu höheren Zinsen geben, und auch andere Staatskonzerne Dubais, unter anderem die Holding Maktoums, haben Probleme. Die in den kommenden Jahren fälligen Gesamtschulden schätzt Iqbal auf 60 Milliarden Dollar.