»Ekelfleisch, Gammelfleisch«

Hm, lecker! Ein schleswig-holsteinischer Hersteller von Tierfutter soll mit Dioxin verseuchtes Futterfett tonnenweise an seine Kunden geliefert haben. Mittlerweile wurden in mehreren Bundesländern gefährliche Dioxinwerte in Eiern, Geflügel- und Schweinefleisch festgestellt, landwirtschaft­liche Betrieb zwangsweise gesperrt und vergiftete Tiere getötet. Bundes­agrarministerin Ilse Aigner (CSU) fordert mittlerweile schärfere Gesetze für Futtermittelhersteller. Doch wie verhält sich die Kundschaft an der Fleischtheke? Marianne Goll, Angestellte in einer Fleischerei in Berlin-Kreuzberg, schildert ihre Beobachtungen.

Bei Ihnen ist gerade nicht so viel los.
Sie haben eine ruhige Minute erwischt.
Ist das nicht vielleicht eine Auswirkung des derzeitigen Dioxin-Skandals?
Das glaube ich nicht. Es ist mal mehr Betrieb, mal weniger. Das schwankt. Es ist auch nicht jeder Tag gleich.
Ihre Kunden lassen sich also nicht irritieren?
Soweit ich das sagen kann, nimmt die Kundschaft das gelassen. Hier wird nicht weniger gekauft als sonst.
Kaufen die Leute vielleicht eher Fleisch vom Rind? Bisher war ja nur Geflügel- und Schweinefleisch betroffen.
Aus dem Stegreif kann ich das gar nicht so beurteilen. Das könnte ich mir aber schon eher vorstellen. Das war in der Vergangenheit ja auch so, wenn man mal an diese BSE-Sache zurückdenkt. Da haben die Leute eher Schwein gekauft, weil das Rindfleisch irgendwie verdächtig war.
Haben Sie denn Nachschubschwierigkeiten? Immerhin wurden in Deutschland 4 700 Höfe gesperrt.
Nein. Keiner unserer Zulieferbetriebe ist betroffen von der Sache. Da haben wir Glück gehabt.
Erkundigen sich die Käufer, ob das Fleisch aus sicherer Produktion stammt?
Bis jetzt hat keiner nachgefragt. Ich verstehe aber die Aufregung, das ist schon eine Schweinerei. Und das reißt ja auch nicht ab, alle paar Jahre was anderes, BSE, Ekelfleisch, Gammelfleisch – kein Wunder, dass die Leute sich aufregen.
Essen Sie selbst denn zurzeit gerne Fleisch?
Ich lasse mich da nicht irre machen. Und ich bin hier direkt an der Quelle und weiß, was ich esse. Aber ich kaufe auch manchmal zur Abwechslung bei anderen Fleischern. Man will ja nicht immer dieselbe Wurst auf dem Teller liegen haben.