Lukas Podolskis Wechsel zum FC Arsenal

Diesmal packt’s der Prinz

Warum Lukas Podolskis Wechsel zum FC Arsenal kein Flop wird.
Von

Die Liste der beim FC Bayern gescheiterten Transferspieler ist lang und ebenso illuster, für viele andere seien stellvertretend Jean-Pierre Papin, Torsten Frings oder Niko Kovač genannt. Ein legendärer Flop bleibt selbstverständlich Kalle Del’Haye, der 1980 für die damalige Rekordablösesumme von 1,3 Millionen Mark kam, während die schlimmste Bauchlandung der jüngeren Geschichte zweifelsohne Lukas Podolski hingelegt hat.
Schlimm nicht etwa, weil da besonders viel Geld versenkt worden wäre, sondern weil der Wechsel des deutschen Jungstars nach der WM 2006 das Herzensanliegen der Vereinsbosse des FC Bayern war. Dank »Prinz Poldi« sollte der neue deutsche Fußball-Hype untrennbar mit dem Markennamen des Münchener Fußballunternehmens verknüpft werden. Doch Podolski konnte sich einfach nicht zurechtfinden in der Angestellten- und Hochleistungsmetropole im Voralpenland und auch nicht in dem Verein, der diese besondere Münchener Lebensweise verkörpern will. Uli Hoeneß, der sich um die Integration des Kölner Zugangs bemüht haben soll wie noch bei keinem anderen, resignierte nach vier Jahren schließlich mit den Worten: »Für ihn gibt es nur Köln, Köln, Köln.« Ein »Milieuspieler« sei Podolski eben, hieß es nach dem gescheiteren Experiment einhellig, einer, der dazu verdammt sei, sein außergewöhnliches Talent, seinen Spielwitz, seine Antrittskraft und seine Schusstechnik beim chronisch mittelmäßigen FC Köln zu vergeuden.
Doch nun scheint sich die Lage noch einmal zu wenden für den mittlerweile 26jährigen Podolski, der in den vergangenen beiden Spielzeiten das einzig verlässliche Mittel war, das der FC Köln gegen den Abstieg aufzubieten hatte. Anfang März meldeten die Bild-Zeitung und die Daily Mail, dass der Wechsel des linken Offensivspielers zum FC Arsenal in die englische Premier League feststehe. Seit vergangener Woche spricht nun auch Arsenals Trainer Arsène Wenger von Podolski öffentlich als Neuzugang für die kommende Saison, wenn auch noch etwas kryptisch: »Ich entscheide nicht, wann wir etwas verkünden. Das hängt nicht nur von uns ab. Das kann früher passieren, aber auch später.«
Und diesmal stehen die Chancen, dass der Kölner Spieler nicht wieder wie einst in München vor lauter Fremdeln das Kicken verlernt, deutlich besser als vor sechs Jahren. Zwei Gründe vor allem sind es, die dafür sprechen: Da wäre als erstes selbstverständlich Wenger selbst, der den Londoner Club seit 16 Jahren sportlich leitet, und dessen dort kultiviertes System des Flachpassspiels in hohem Tempo nach wie vor das Ideal auch für den deutschen Bundestrainer darstellt. Podolski muss also nicht mehr durch Solokünste die Absenz einer einheitlichen Spiel­idee kompensieren, wie es für den FCB typisch war und noch ist, und kann so seine Stärken in klar definierten Aufgaben entfalten. Der Verteidiger Moritz Volz, der 1999 im Alter von 16 Jahren von St. Pauli zu Arsenal wechselte, beschreibt Wengers unterhaltsame Akribie in seinem Buch »Unser Mann in London« so: »Das Training bestand nahezu ausschließlich aus verschiedenen Kleinfeldspielen mit Ball, oft ohne Tore, bei denen es nur darum ging, das schnelle Passen, die Passfolge und die Laufwege zu trainieren.«
Und da wäre zweitens, selbstverständlich gerade für einen Fußballer aus Leidenschaft wie Podolski, das gänzlich andere Umfeld einer Stadt, in der nicht weniger als zwölf Proficlubs auf enthusiastische Fangemeinden setzen können, einer Stadt, in der – anders als in München – Fußball exzessiv gelebt wird. Auch wenn es bei Arsenal oder Chelsea mittlerweile gesitteter als früher zugeht, versprechen die vielen Derbys, vor allem das gegen den Erzrivalen Tottenham Hotspurs, oder die Prestigeduelle gegen die großen Clubs aus Manchester jede Menge cholerisches Cockney-Temperament.
Was schließlich durch den Wechsel Podolskis für Liebhaber des Sportfernsehens abfallen dürfte, ist auch nicht zu verachten: nämlich endlich englische Reklame mit Podolski statt der derzeit laufenden, unsäglich faden Spots von »Solarworld«, in denen der Stürmer den lahmen Ökohäuslebauer mit Solar-Carport (»Lukas, was machst Du? – Tanken«) geben muss.