Verbotene Spiele

Eine Biographie über sein Leben als Oppositioneller hat Ali Hasan während seiner Gefangenschaft nicht geschrieben, obwohl die vier Wochen in Haft zwischen dem 14. Mai und 11. Juni dieses Jahres dafür vielleicht ausgereicht hätten. Stattdessen hat er seine Abschlussprüfungen der sechsten Klasse dort gemacht. Ali ist nämlich erst elf Jahre alt, und Revolutionär möchte er wohl auch nicht unbedingt sein, sondern lieber endlich wieder nach Hause zu Mama und Papa. Das sieht das Regime in Bahrain unter dem Monarchen Hamad bin Isa bin Salman al-Khalifa anders. Dem Jungen wird vorgeworfen, sich am 14. Mai an einer illegalen Zusammenkunft beteiligt und eine Straßenblockade aus Mülltonen und brennenden Reifen errichtet zu haben. Seit Februar vergangenen Jahres demonstriert die bahrainische Oppositionsbewegung immer wieder gegen die autoritäre Herrschaft des Königshauses und für demokratische Reformen. Die friedlichen Aufstände wurden vor allem mit Hilfe Saudi-Arabiens und anderer Golfmonarchien niedergeschlagen, Hunderte Menschen verhaftet und Amnesty International zufolge bereits 60 Personen getötet. Die vom König angekündigten demokratischen Reformen wurden bisher nicht begonnen.
Mitte Mai gab es in Alis Straße in al-Bilad al-Qadeem, einem Vorort der Hauptstadt Manama, wieder einmal Straßenblockaden und Proteste. Wo es brennt und kracht, ist es auch für abenteuerlustige Kinder attraktiv. Vielleicht haben Ali und seine Freunde ja tatsächlich ein wenig gezündelt oder blockiert, aber ihm zufolge haben sie einfach nur gespielt. Ali hatte Pech, während seine Freunde davonrannten, blieb er vor Schreck stehen, als die anrückenden Polizisten drohten, ihn zu erschießen. Vier Stunden lang wurde der Junge ohne Beisein eines Anwalts verhört, unter Tränen gab er alle Vorwürfe zu, er kam für einen Monat in Untersuchungshaft. Dort sei er mit drei anderen Kindern in eine Zelle gesperrt worden, sagte er dem Guardian. Am Mittwoch vergangener Woche begann der Prozess gegen ihn, am 5. Juli soll das Urteil gesprochen werden, erwartet wird eine Jugendstrafe. Ali Hasan ist eines der jüngsten, aber nicht das einzige Kind, das bisher wegen einer Beteiligung an den Protesten in Bahrain verhaftet wurde. Spätestens nach dieser staatlichen Behandlung wird er merken, dass einiges falsch läuft in Bahrain, und sich womöglich eines Tages gegen das Regime wenden. Vielleicht will er aber einfach nur in Ruhe spielen.