Das Ende zum Schluss

Falls jemand sich jemals gefragt haben sollte, wie so ein richtig echter Weltuntergang wohl vonstatten gehen würde – tja, Pech gehabt, hätten Sie mal lieber Glitch gespielt. Denn bei dem schönsten, weil ausgiebig in nutzlose, aber natürlich schrecklich schöne und witzige Details verliebten und beharrlich auf Harmonie und Zusammenarbeit angelegten Daddel war am Montagmorgen um fünf Uhr Schluss. Zu wenige User, zu hohe Kosten – die Gründe für die Abschaltung sind schnell aufgezählt und sagen viel darüber aus, was Spieler heutzutage alles nicht haben wollen. Immerhin war viel Zeit, sich auf das bereits Wochen zuvor verkündete Glitch-Ende vorzubereiten. Und dann mitzuerleben, wie Leute auf einen Weltuntergang reagieren. Während im Forum später einige erzählen, wie sie zu zweit oder allein an einem ungestörten Lieblingsplatz im Spiel saßen, über die Vergänglichkeit an sich und die von schönen Spielen im Besonderen philosphierten und die Minuten bis zum Aus zählten, neigte die Mehrheit der User zur Klumpenbildung und stand dichtgedrängt an einem Ort herum. Man seufzte, erzählte einander, wie schade das doch alles sei – und beschenkte fremde Leute mit lauter komischen Sachen. Ganz plötzlich wurden all die Gegenstände, die im Spiel noch Wochen zuvor unerschwinglich gewesen waren, verramscht, einfach irgendwo liegengelassen oder anderen ungefragt in die Tasche gesteckt – und diese anderen verteilten ihrerseits weiter um, was sich zwar in der Theorie sehr okay anhört, in der Praxis aber, nachdem man die x-te Tüte mit superrarem Erdbeersamen erhalten hatte, durchaus nervte. Und dann wurde alles plötzlich schwarz, und es war vorbei. Lernen konnte man darauf, dass so ein Weltuntergang ziemlich relaxt vonstatten geht, jedenfalls solange man Erdbeersamen dabei hat.