More than honey

»Haben Sie sich das Museum bereits angesehen?« Die Frage der Kunstvermittlerin ist berechtigt, so mancher dürfte es in dieser Umgebung voller Repräsentationsbauten und Machtsymbole schon übersehen haben. Denn die Kunsthalle, Ungarns größte Ausstellungsstätte, scheint das Bienenmuseum allenfalls zu dulden –es muss sich mit der Hintertreppe des klassizistischen Prachtbaus am Budapester Heldenplatz begnügen. Noch dazu ist es so klein, dass es gängigen Vorstellungen eines Museums kaum weniger entsprechen könnte. Einzelne Bienen schwirren um hüfthohe Quader, die mit einem Glaskasten abschließen. Kleine Installationen sind in den Schaukästen zu sehen, die Fragen stellen: Sollten wir mehr Insekten essen? Und wie demokratisch ist eigentlich so ein Bienenstaat? Aha, dieses Museum ist ein Kunstprojekt. Ein sozial engagiertes noch dazu, ins Leben gerufen von den Frankfurter Künstlern Florian Haas und Andreas Wolf. Es gehe um Aspekte sozialer Inklusion, sagt die Vermittlerin. Man wolle mit Hilfe des Projekts ferner einen Beitrag zur öffentlichen Debatte um Randgruppen der ungarischen Bevölkerung leisten. Das geht so: Unter Obdachlosen, Drogenabhängigen und anderen Marginalisierten wurden Personen ermittelt, die sich für die Imkerei begeistern ließen. Auf einem kleinen Stückchen Wiese trafen diese dann auf Menschen aus angeseheneren Kreisen der Gesellschaft, um gemeinsam das Handwerk mit der Imme zu erlernen. Was dabei entsteht? Honig. »Social Honey«, um genau zu sein. Er wird vor Ort verkauft und besitzt ein wunderbares Aroma, das im Abgang ein leichtes Brennen erzeugt. Wieso ausgerechnet Bienen, fragt man sich und hofft, dass die Künstler den Arbeitseifer der Imme nicht auf krude Weise mit sozialer Inklusion in Verbindung bringen und das Ganze nichts weiter als ein Aktivierungsprojekt darstellt. Nein, ganz sicher nicht. Haas und Wolf wollen Gutes, möge ihr Einfluss größer sein als das Museum selbst.