Das Medium

Die Sticker-Frage

Wann immer einem sehr langweilig ist, reicht ein Blick auf das Hashtag #Piraten, denn zuverlässig wie eh und je sorgen bei Twitter die Mitglieder der Nicht-rechts-nicht-links-sondern-vorne-Partei für Unterhaltung. Derzeit streitet man sich über Schneewittchen. Genauer: Über einen Aufkleber, der für 20 Cent pro Stück im parteieigenen Onlineshop an­geboten wird und die Disney-Märchenfigur mit einer Maschinenpistole in der Hand zeigt, neben der Aufforderung »Fight sexism & homophobia«.
Kaum angeboten, löste Schneewittchen bei manchen Parteimitgliedern offenbar große Angst aus, User »jottes« etwa fragte via Twitter bang: »Piraten rufen jetzt auch dazu auf, mit Waffengewalt gegen Menschen vorzugehen, die vor Homosexuellen Angst haben?« und legte nach, er habe eine kleine Umfrage zu dem Sticker gemacht und folgende Antworten erhalten: Der Aufkleber sei »extremistisch«, er erinnere »an die RAF«, eine Schusswaffe sei »keine Lösung« und außerdem handele es sich um »Missbrauch des Schneewittchen«.
Und dann ging es erst richtig los: Der zur Gewalt auffordernde Sticker müsse umgehend aus dem Shop entfernt werden, forderten die einen, während sich andere Piraten über die Ernsthaftigkeit, mit der die Schneewittchen-Frage diskutiert wurde, lustig machten. Wobei es natürlich schon um mehr ging, denn am nächsten Wochenende findet in Halle der außerordentliche Parteitag der orangefarbenen Partei statt, von dem sich viele Mitglieder eine endgültige Entscheidung im jahrelangen Richtungsstreit zwischen rechtem und linkem Flügel versprechen. Wie immer wird aber wahrscheinlich ein Konsensvorstand gewählt, was dazu führen wird, dass weder Rechte noch Linke endgültig austreten – und unter #Piraten auch weiterhin für viel Unterhaltung gesorgt wird.