Rip It Up

Was macht Mary Timony eigentlich? In den neunziger Jahren war sie mit ihrer Band Helium eine der wichtigsten weiblichen Stimmen im Indie-Rock und in ihren Texten setzte sie sich von Beginn an feministisch mit vorgefertigten Rollenbildern für Frauen oder mit dem Thema Prostitution auseinander – dies in Kombination mit einer lolitahaften Selbstinszenierung. Dennoch wurde Timony nie so recht als Mitglied der Riot-Grrrl-Szene wahrgenommen, die zur gleichen Zeit die Leerstelle einer nichtmännlichen Perspektive im alternativen Rockmilieu besetzte. Nachdem Helium sich aufgelöst hatten, veröffentlichte Timony vier Alben unter eigenem Namen, bevor sie 2011 mit der female supergroup Wild Flag eine vielgelobte LP herausbrachte.
Bei Timonys neuer Band Ex Hex handelt es sich nun ebenfalls um ein All-Girl-Outfit, aber die musikalischen Referenzen fallen deutlich verändert aus und reichen weiter zurück: Power-Pop- und Glam-Rock-Anleihen sorgen dafür, dass der Garage Punk auf dem Debütalbum »Rips« nicht nur sehr melodisch, energiegeladen und atemlos wirkt, sondern unvermittelt wie elegant auf die Tanzfläche drängt. Der schwungvolle Bass von Betsy Wright erinnert dabei an The Breeders, während die Single »Hot and Cold« wie eine Hommage an T. Rex erscheint. Im hübschen Video dazu muss sich Ian Svenonius, in dessen Band Wright gerade erst durch Europa getourt ist, von den drei Ex-Hex-Damen als mürrischer Spießbürger vorführen lassen. So viel Euphorie kann eben leider nicht jeder vertragen.

Ex Hex: Rips (Merge/Cargo)