Geld ohne Leben

1 008 055,80 US-Dollar sind nicht wenig. Die 14 178 Tage seines Lebens, die Ricky Jackson unschuldig im Gefängnis darben musste, können sie ihm jedoch nicht zurückgeben. Der heute 59jährige aus Cleveland wurde im November 2014 nach 39 Jahren aus dem Gefängnis entlassen, am Donnerstag voriger Woche entschied das Verwaltungsgericht in Ohio, dass ihm eine Entschädigung zustehe. Mit gerade einmal 18 Jahren war Jackson 1975 zusammen mit den Brüdern Wiley und Ronnie Bridgeman zum Tod verurteilt worden. Ihnen wurde der Raubmord an dem weißen Geschäftsmann Harold Franks vor einem Supermarkt und die schwere Verletzung der Ladeninhaberin vorgeworfen. Zwei Jahre saß Jackson, der keinerlei Vorstrafen hatte, in der Todeszelle, bis das Urteil wegen Verfahrensfehlern in lebenslänglich umgewandelt wurde. Die Verurteilung beruhte allein auf der Zeugenaussage des damals zwölfjährigen Eddie Vernon,
des Zeitungsjungen der Gegend. Er behauptete, die drei jungen Männer bei der Tat beobachtet zu haben. Der Fall wies jedoch enorme Ungereimtheiten auf, nach einem Artikel zu den Ereignissen von 1975 im Magazin Cleveland Scene aus dem Jahr 2011 wurde er neu aufgerollt. Vernon beichtete 2013 einem Priester, dass er gelogen habe, und widerrief seine Aussage 2014 vor Gericht, woraufhin Jackson und Wiley freikamen; Ronnie war bereits 2003 entlassen worden.
Trotz der jahrelangen Ungewissheit und der Misshandlungen im Gefängnis verspüre er keinen Hass mehr auf Vernon, so Jackson. Doch die Umstände seiner Verurteilung können immer noch wütend machen. Vernon, der mit seiner Lüge angeblich der Poli-zei habe helfen wollen, berichtete später, die Polizisten hätten ihm mit der Inhaftierung seiner Eltern gedroht, sollte er die Verdächtigten nicht identifizieren. Schnell wollte sich die Polizei offenbar auf die drei später Verurteilten festlegen. Statistiken zufolge werden Todesurteile in den USA eher vollstreckt, wenn das Opfer weiß und der mutmaßliche Täter schwarz ist. Wäre dies nicht der Fall gewesen, wäre womöglich auch gründlicher ermittelt worden. Jüngste Berichte über die Praxis der Polizei, etwa in Ferguson, belegen zudem, dass Schwarze häufiger verdächtigt, verhaftet und misshandelt werden. Auch Millionen von US-Dollar können das nicht gutmachen.