Make America hate again

Bewunderer sehen in ihm einen der bestangezogenen und talentiertesten Lügner im amerikanischen Politgeschäft. Dort ist die Konkurrenz hart, doch Roger Stone hat sich seinen Ruf in Jahrzehnten zielstrebig erarbeitet. Er präferiert maßgeschneiderte englische Anzüge und silberne Seidenkrawatten, trägt italienische Schuhe und prahlt, er habe nichts von der Stange gekauft, seit er 17 war. Seine Karriere begann der 64jährige 1972 mit der Arbeit für einen meist zerknittert wirkenden Lügner, Präsident Richard Nixon. Für ihn spionierte Stone unter anderem Demokraten aus und profilierte sich als Experte für schmutzige Tricks – unter Nixon eine beachtliche Leistung. Nach dem Rücktritt seines Idols – er ließ sich dessen Porträt auf den Rücken tätowieren – arbeitete Stone für den Wahlkampf Ronald Reagans und anderer Republikaner, wurde aber mehrfach gefeuert, wenn seine allzu dreisten Intrigen und Erpressungsversuche bekannt wurden.
Es verwundert nicht, dass Stone seit den achtziger Jahren als Lobbyist für ­Donald Trump arbeitete und sich im Juni 2015 in dessen Wahlkampf engagierte. Bereits im August endete die offizielle Tätigkeit, wahrscheinlich allerdings nur, weil es selbst aus Trumps Sicht Jobs gibt, mit denen man nicht direkt in Verbindung gebracht werden will. Stone, der weiterhin als Vertrauter Trumps gilt und dessen fanatisierte Anhänger gegen gemäßigte Republikaner aufhetzte, fabulierte Ende Juli in einem rechten Radiosender über »weitverbreiteten Wahlbetrug« und drohte: »Wenn es keine ehrliche Wahl gibt, zählt nichts mehr«, die Regierung sei dann »illegitim« und Trump solle zum »zivilen Ungehorsam« aufrufen – »keine Gewalt, aber es wird ein Blutbad«. Darüber solle Trump nun »ständig reden«, riet Stone. Prompt prophezeite der republikanische Präsidentschaftskandidat Anfang August, dass die Wahl »manipuliert werden wird«, und nahm das Thema in einem Interview mit der Washington Post wieder auf. »Wenn man nicht lügen kann, erreicht man nichts«, wusste bereits Nixon.