Das neue Album der britischen Band Shopping: »The Official Body«

Shopping immer, rückwärts nimmer

Seite 2 – Musik mit politischer Haltung

 

Zudem betont die Band immer wieder, wie wichtig ihr die Rezeption als Tanzmusik sei. Das darf durchaus als eine Auseinandersetzung mit dem Umstand gewertet werden, dass zu »Rockmusik« außerhalb von Konzertsituationen weit weniger getanzt wird als beispielsweise zu Techno. Wo dies noch passiert, dominiert konsensueller Mainstream, zu dem sich Shopping nicht zählen wollen. Dafür sprechen die Instrumente und Klänge, die gemeinhin unter »Weltmusik« rubriziert werden und sich in der Musik von Shopping finden lassen, zum Beispiel bei dem Song »Asking For A Friend«. Neben einer Reihe von Punk- und Post-Punk-Bands, wie The Ex und Sleater Kinney, nennt Rachel Aggs im Magazin Gal-dem die sogenannte »Rootsmusik« als eine Referenz für ihr eigenes Gitarrenspiel und musikalisches Schaffen. Eine Leidenschaft, der sie auch in einem eigenen Fanzine mit dem Titel »I Trust My Guitar« nachgegangen ist, in dem sie vor allem Musik aus Afrika vorstellte. Sie versammelte darin so unterschiedliche Künstler wie Francis Bebey und Group Inerane, die stärkere Anerkennung in der Weltmusikszene erfahren dürften, als zum Beispiel die transsexuelle angolanische Musikerin Titica.

Shopping verbinden mit ihrer Musik eine politische Haltung und haben des Öfteren Position bezogen.

Ihre Anliegen erstrecken sich von der Do-It-Yourself-Kultur (die auch in ihrem sehr simplen Instrumentenspiel anklingt) über queerfeministische Positionen bis hin zu gegenwärtiger Identitätspolitik von schwarzen Menschen. Dem politischen Selbstverständnis wiederum einen musikalischen Ausdruck zu verleihen, ist weder einfach noch selbstverständlich. Shopping behilft sich durch die Verwendung eines spezifischen musikalischen Mittels. Unter Musikern bekannt als »walking bass«, bestimmen vor allem die Rhythmusinstrumente den Sound des Songs »Wild Child«.

Durch das besondere Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass entsteht bei den Hörern fast zwangsläufig das Gefühl, sich an einem Lauf zu beteiligen oder zumindest sich bewegen zu wollen.

Das Tempo wird nicht über die gesamte Strecke durchgehalten: Manchmal gerät man ins Stolpern. Zum Stehen kommt man allerdings nicht. Eine politische Allegorie in Tönen. Die Musik will mit den Mitteln der Vergangenheit (die meisten Songs klingen, als wären sie 1980 aufgenommen worden) eine bessere Zukunft einholen. Dass in der Musik verschiedene politische und historische Kontinuitäten existieren, versucht Shopping redlich darzustellen. Einen Zwischenstand, wie weit die Band damit gekommen ist bildet das neue Album »The Official Body«.

 

Shopping: The Official Body (Fat Cat Records)